Cocktails, gebrannte Wasser, Zigarrendunst -- die Gespräche an Orlandos Bar drehen sich um Medienkritik, Kultur, Philosophie, um Gesellschaftspolitik, Religion, Familie und Erziehung, um Mann und Frau -- und ums Kochen. Gejammer, Gelächter, Angeberei sowie gepflegte Beschimpfungen sind an der Tagesordnung.



Mittwoch, 26. Januar 2011

"Selber schuld, Fehr! Geschieht dir ganz links!"

Lehre aus den vergangenen Tagen: man ist selber schuld, wenn man zusammengeschlagen wird! Gerade und vor allem, wenn man ein Politiker ist...genauer: ein linker Politiker:


Die Zeiten sind vorbei, als man sich, egal welcher politischen Gruppierung man angehörte, in diesem Land frei bewegen konnte und mit dem "Gegner" sogar bisweilen ein Bier trinken ging. Und dass es nun ausgerechnet den unbescholtenen SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr getroffen. hat, macht mich betroffen. Hans-Jürg, zusammengeschlagen von rechten Kundgebungsteilnehmern. Gute Besserung, lieber Genosse!

Hingegen muss auch in aller Deutlichkeit einmal festgehalten sein, dass die Linken selbst zur eskalativen Rhetorik beigetragen haben. Dass die Sozialdemokraten und die Grünen die Andersdenkenden aber auch immer so aufs Blut reizen, dass sich diese nicht mehr anders zu wehren wissen, als dreinzuschlagen!


Gerade die Rechtsautonomen, denen die bürgerliche Idee am Herzen liegt, denen aber sogar die SVP zu wenig bürgerlich ist (weil sie mit den linken Parteien in Regierungen sitzt), sind für ihre Gewaltbereitschaft berüchtigt. Ganze Landstriche in der Innerschweiz und dem Agglogebiet im Mittelland terrorisieren sie schon mit ihrer Gewalt. Meist sind es fünf SVP-Sympathisanten die auf einen Linken oder Netten losgehen. Da wird getreten und geklatscht, dass die Polizei garantiert jedesmal ausrücken muss.


All die Velos von grünen Studenten, Solarpanels auf den Dächern und all die vegetarischen Restaurants die schon vom den rechten Aktivisten demoliert wurden! Das ist doch nur noch blinde Zerstörungswut!!


Und diese rechtsnationalen Chaoten haben mit dem "Haus zur Freiheit - Landgasthof zur Sonne" im toggenburgischen Ebnat-Kappel jetzt auch noch einen rechtsfreien Raum, wo sie sich zurückziehen können. In diesem „autonomen Kulturzentrum“ – so munkelt man – wird auch geraucht , gejasst und mit Bier und Schweinekoteletts gedealt. Und man heckt neue Pläne für Vandalenakte aus. Die Polizei ist machtlos, schaut tatenlos zu.


Vor allem anlässlich der "Antisozialistischen Abendspaziergänge" ist es jeweils infach nur desaströs, wie sich die SVP-Wählenden, vermummte RentnerInnen, einfache Angestellte mit wildem Blick und Bauern mit Mistgabeln gegen die Organe des Überwachungsstaats aufführen und Schaufenster einschlagen, städtische Linienbusse anzünden und die Mauern vollsprayen mit Sprüchen wie: „Sozialstaat zerstören – Blocher, putsch dich an die Macht!“.


Und erst die Protestkundgebungen vor dem EU-Konsulat in Bern oder dem UN-Menschenrechtsrat in Genf, wenn aus ganz Europa (Fidesz, Front National, Lega, Vlaamse Block etc) die Rechten ins Land einreisen und die halbe Stadt auseinandernehmen.

Auch die Kosten für die Polizeieinsätze, die die Krawalle nach dem berüchtigten Saubanner- und Demonstrationsumzug zum 1. August verursachen (organisiert vom "Reaktionären Weissen Block" und der Konservativen Jungfront Hüntwangen-Wil) und die Schäden im Zürcher Bankenviertel, die stets in die Hundertausenden gehen, zahlt am Ende der brave SP-Wählende Steuerzahler. Nicht dass der das nicht gerne täte (Steuern zahlen) aber so geht es nun auch nicht!


Und jetzt wurde also Nationalrat Hans-Jürgli Fehr, der sympathische intellektuelle Haudegen der sozialistischen Volkspartei auf seinem Gang zum SP-Rentnerhöck im Zürcher Volkshaus brutal vom rechten Widerstand zusammengeschlagen. Setzen wir gemeinsam ein Zeichen gegen rechte Gewalt und für mehr Anstand in der Politik - auch von der SP!


Na ja, eben: er ist aber auch ein bisschen selber schuld: Hätte er sich mit den kommunistischen Parolen etwas zurückgehalten im neuen Parteiprogramm, dann wäre ihm das auch nicht passiert. Soll er doch Polizeischutz beantragen in Zukunft! Ausserdem hätte er ein Taxi nehmen können, der linke Tubel!

Mittwoch, 12. Januar 2011

Et in Bloggam Pax

Das Kriegsbeil ist begraben, die Friedenspfeife angezündet.

Wir harren der Dinge, die da kommen und erfreuen uns an Freiheit, Gleichheit und Brüderlich- sowie Schwesterlichkeit!


Dunkle Gestalten mögen dräuen und hadern, graue Wolken mögen die Herzen und Sinne der Menschen verdunkeln, doch niemand kann die Sonne davon abhalten, hell über alle Menschenkinder zu scheinen.

Einen sehr guten Tag wünsche ich ihnen allen!

Dienstag, 11. Januar 2011

Mamablog - das Ende der Gemütlichkeit

Der Mamablog ist am Ende!

Sein eigener Erfolg war sein Untergang. Requiescat in pacem, dear Motherblog! Zur Stunde sind es 1'400 Kommentare im geschickt auf das Wochenende hin platzierten zweiten Beitrag zur Armeewaffeninitiative. Und 850 Kommentare zum geschickt aufs Wochenende hin platzierten Beitrag No. 1 zur Armeewaffeninitiative.


Über 2500 Wortmeldungen zu diesem ThEmA innert weniger Tage. Einmal reizte ein Bild einer Familie mit Kindern, worauf der Vater ein Sturmgewehr in Händen hält die Kontroverse an, das zweite mal war es ein herziger Teddybär der umgekippt mit blutiger Durchschusswunde darnieder lag. Tendenziös, provokativ, sensationsgeil? Ja, natürlich!

Einmal hiess der zur Initiative kritische Beitrag ursprünglich "Wenn der Gefährte zur Gefahr wird" und wurde in "Warten bis es knallt" umgetauft. Und ein andermal hiess der zur Initiative unkritische Beitrag ursprünglich "Wovor habt ihr solche Angst?" und wurde in "Killerargumente" umgetauft. Tendenziös, auf Eskalation aus, polarisierend? Ja, natürlich!

Mit diesen zwei Beiträgen hat sich der Mamablog aus dem geschützten Raum verabschiedet, wo Eltern-, Mütter-, Familien-, etwas seltener Väter- und ganz häufig Genderangelegenheiten in einem gegebenen Rahmen - notabene der gemeinsamen Website wichtiger, angesehener Tageszeitungen aus den grössten deutschsprachigen Städten des Landes - erörtert werden. In punkto Dynamik, Meinungsvielfalt und ganz generell öffentlicher Aufmerksamkeit und Ausstrahlung ist der Mamablog in den letzten Monaten weit über das hinausgewachsen, was er einst war.

Es wäre schlicht ein Wunder, wenn die Tagesanzeiger/Newsnetz-Chefs nicht die eine oder andere Form der Kontrolle über dieses politisch relevante Forum im eigenen Haus auszuüben interessiert wären. Wie dies vor sich gehen und sich bemerkbar machen wird, muss sich noch zeigen.

Mit dem Preis "beste Journalistinnen des Jahres" für die Macherinnen hat sich jedenfalls die Aufmerksamkeit auf den Mamablog multipliziert. Nur etwas ist gleichgeblieben: eben diese Macherinnen haben keine Ahnung, wie sie mit ihrer neuen Rolle zurechtkommen sollen.

Derzeit herrscht nämlich im Mamablog Wildwuchs einerseits und sehr punktuelle Zensur andererseits. Die alten Verdächtigen, die den Mamablog seit nunmehr anderthalb Jahren als Tagesstruktur und Tummelfeld für Frustrationen, Flirts und recht eigentlich als "Community"-Angelegenheit missverstehen - und missbrauchen -, ekeln Neue raus und verteidigen das politische korrekte Wellness-Revier und suhlen sich im selbstgefälligen Mittelmass.

Nun, die oben genannte Diskussion über ein politisches Thema hat den gewohnten Rahmen definitiv und unwiederbringlich gesprengt. Neue Blogger kamen hinzu und waren nicht bereit, sich dem brav-bequemen Kuschelkonsens der "alten Garde" unterzuordnen. Interessant ist ja, dass praktisch zeitgleich die feministischen Platzhirschkühe (Pippi Langstrumpf, Globetrotterin) von verschiedenen Seiten in Bedrängnis gerieten.

Es ist ironisch, dass einer, der zu den Nestbeschmutzern gezählt wird, dies feststellen muss: die Idylle des bedeutungslos dahindümpelnden Mamablogs ist vorbei!
Mamablog ist einer der wichtigsten Weblogs der Schweiz geworden und seine Ausstrahlung stellt einiges in den Schatten, was selbst eingefleischte Gegner noch vor Kurzem kaum für möglich gehalten hätten.

Die Frage lautet nun, wie die verantwortliche Redaktorin Michèle Binswanger mit ihrer Verantwortung umgeht. Hält sie weiterhin ein kleinliches, selektives und nach Prinzipien der Beliebigkeit funktionierendes Kontroll- und Zensurregime (mit beträchtlichem zeitlichem und personellem Aufwand) aufrecht? Würde sie zuschauen, wie Orlando und Konsorten ihren Blog löchern, indem sie sich täglich, stündlich unter immer neuen Namen auf Mamablog anmelden und kommentieren? Oder schaltet sie grosszügig frei (wie in den Waffenblogs), damit sie mehr Kommentare generiert und mehr Werbeeinnahmen?


Oder erkennt sie, dass nur der FÜR ALLE freie Zugang zu ihrer Plattform wirklich verantwortungsvolle, offene und mit Vernunft geführte, allein auf die Kraft des guten Arguments vertrauende Diskurse ermöglicht?

Mit als erwachsene Menschen wahrgenommenen Bloggern, die sich Ernst genommen fühlen und respektiert werden vom Management? Die deshalb auch keinen Grund haben, den Mamablog in irgend einer Weise zu schädigen oder für irgendwelche Manipulationen zu missbrauchen?

Let cool Heads prevail, dear Michèle! Guten morgen Zukunft.

Dienstag, 4. Januar 2011

Sehr geehrte Frau Binswanger... - offener Post an die beste Journalistin des Jahres

Denn wie man sich bettet, so liegt man
Es deckt einen da keiner zu
Und wenn einer tritt, dann bin ich es
Und wird einer getreten, dann bist’s du.

...dichtete Bertold Brecht in "Mahagonny". Die alte hedonistische, linke Socke hat damit zwar zynisch anzuprangern versucht, was so böse sei am Kapitalismus aber vielmehr noch hat er in drastischen Worten ausgedrückt, was in jeder wirklich freien Gesellschaft abgeht, abgehen muss. Der Preis für Freiheit ist, diese Freiheit jeden Tag gegen jene, die dich übervorteilen wollen und auf deine Kosten ein gutes Leben haben, verteidigen zu müssen. Und zweitens musst du den Verlockungen totalitärer Angebote und der Fremdbestimmung widerstehen, selber stark sein. Und drittens: du darfst deinen Gegnern das Feld nicht kampflos überlassen, sondern musst sie dort bekämpfen, wo es sie trifft, wo sie verletzbar sind.


Die Achillesferse der Stalinistinnen und ihrer Helfer im Mamablog ist das Internet. Wikileaks hat es gezeigt: es gibt bald keine Bereiche mehr, wo sich die Unterdrückung des freien Informationsflusses ungestraft breit machen kann und wo die schamlose Ausnützung antidemokratischer Meinungsmacht Bestand hat.

Auch der Mamablog wird in Bälde kein Ort mehr sein, wohin sich einseitig radikales Gedankengut, Günstlingswirtschaft nach Kriterien der ideologischen "Korrektheit", selbsternannte Geschmacksrichter und sektiererische Ideologen in einen Schutzbereich zurückziehen können, der gegen den Widerspruch von freiheitlich denkenden Menschen geschützt wäre.
Man kann sich also täglich, wenns sein muss sogar stündlich, unter immer neuen Namen dort anmelden und die Zensurwirtschaft in den Bankrott treiben. Man kann dies selbstverständlich von unterschiedlichsten IP-Adressen aus machen. Und man kann diese Attacke natürlich nicht auf den Mamablog allein beschränken: die Schweizer Blogszene ist nicht riesig, sondern übersichtlich. Schnell gerät der Mamablog in ein schiefes Licht.

Es gibt keinen hartnäckig langlebigeren Makel als schlechte Reputation, Frau "Beste Journalistin des Jahres"!

Aus meiner Sicht haben Sie bereits kolossal versagt, Frau Binswanger. Es gibt aber einen Weg aus ihrer Misere: Sie sind die Chefin! Also, nur zu, etwas Mut, Michèle! Orlando, Max und Eni werden ab sofort auf Mamablog freigeschaltet. Es gibt keinen Grund, vor uns Angst zu haben. Wenn wir von Ihnen respektiert werden und gleiche Behandlung erfahren, wie andere streitbare Blogger* auch, haben wir auch keinen Grund, Ihr Projekt grundsätzlich in Frage zu stellen oder gar zu gefährden.

Sollte aber dieser meiner Forderung nicht nachgekommen werden, droht ein hässlicher Krieg. Sorry!

Mit freundlichen Grüssen

Orlando

*Katharina, Pippi Langstrumpf, Globetrotter, Auguste etc. etc.