Cocktails, gebrannte Wasser, Zigarrendunst -- die Gespräche an Orlandos Bar drehen sich um Medienkritik, Kultur, Philosophie, um Gesellschaftspolitik, Religion, Familie und Erziehung, um Mann und Frau -- und ums Kochen. Gejammer, Gelächter, Angeberei sowie gepflegte Beschimpfungen sind an der Tagesordnung.



Montag, 28. Februar 2011

Kleine Männer - und ein Buchtipp

Gestern einen ganzen wunderschönen Nachmittag lang mit zwei kleinen Männern (5 und 3) in Fantasiewelten getaucht. Der Reihe nach zuerst mit der Playmobil©-Polizeistation Verbrecher gejagt, die gleichzeitig Piraten waren. Deshalb das Playmobil©-Piratenschiff flottgemacht und aufs offene Meer hinausgesegelt auf Schatzsuche. Da der Schatz einem König gehört, kam bald das Playmobil©-Ritterschloss samt Prinzessin Genoveva, Ritterrüstungen und Katapulten ins Spiel - schliesslich musste man nun die Piraten abwehren, die die Burg einnehmen wollten, was mithilfe der eingangs erwähnten Playmobil©-Polizeifahrzeuge und -hubschraubern vorzüglich gelang.

Und da das Ritterschloss bei dem Angriff Feuer fing, kam am Schluss auch das Playmobil©-Löschfahrzeug zum Einsatz, womit nun alles einen Zusammenhang ergab und sämtliche Spielfiguren samt Gerät in diesem Kinderzimmer im gleichen Spiel Verwendung fanden.

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Wie mir diese verfluchte Bloggerei auf den Keks geht! Dieses streiten, um Agumentation ringen, überzeugen wollen, unhaltbare Meinungen niedermachen, die Angriffe abwehren, das sich Mühe geben, seriös zu tönen und in den richtigen Momenten für voll genommen zu werden, geschwungen zu formulieren...und dann das kompulsive Ritual beim Heimkommen: als erstes den PC angeschaltet, ein Pilsner Urquell geöffnet, hinsitzen und sich über die Reaktionen freuen, die man ausgelöst hat oder sich zu ärgern mit welcher Ignoranz über teilweise sorgfältig gearbeitete Texte hinweggegangen wird. Die Übelkeit, die sich regt, schon wenn man nur den Mamablog aus der Favoritenliste anwählt...

Verdammte Loser alle, soziopathische Nerds, die den ganzen Tag vor dem Bildschirm verbringen und ihr Gewixe absondern, arme, einsame, unfrohe Menschen, die im Leben nichts haben als ihre Blogs an denen sie sich annabeln wie an den Zitzen einer Übermutter - Mamablog, die nährende, feuchtwarme, erdrückende, schwabbelige, schleimige Riesentitte!

Der Barmann braucht dringend Ferien!

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"In unseren menschlichsten Anwandlungen sind wir wie die Pflanze lichtwendig - alles öffnet sich zur Sonne, welches das uns zugewandte Gesicht des anderen ist. Diese Zugewandtheit muss so rein wiederhergestellt werden, wie sie der Säugling im Wochenbett erfuhr.
Und sei es mithilfe spezifuscher Drogen, künstlicher alterogener Mittel, die den anderen so verschleiert und verschliert wir ihn sonst erleben, von schlechter rede und billigen Gebärden verdorben, wieder zu seiner Heilsamen Erscheinung bringen"
(Botho Strauss, Vom Aufenthalt, 2009)

Vielen herzlichen Dank an lina für den wertvollen Tipp am Samstag. Botho Strauss, der alte Querdenker, der veritable Konservative, der anachronistische Denker unter Deutschlands Dichtern, der Autor des "Anschwellenden Bocksgesanges", der Anfang der Neunziger Jahre ein kleines Hassgewitter im Feuilleton verursachte, wie konnte ein Theaterautor, "einer von uns", ein Avantgardist so etwas schreiben?
"Vom Aufenthalt" - vielleicht ist auf diesem Blog bald mehr dazu zu lesen.

Montag, 14. Februar 2011

Allerlei Unappetitlichkeiten

Max hat eine brilliant geschriebene und - in mehrerlei Hinsicht - äusserst unappetitliche und beunruhigende Geschichte über die Zustände in staatlichen Kinderdeponien im so erhaben progressiv-rotgrünen Staate Bern.

Dort übrigens kämpft eine Paradefreu der modernen Sozialfeminokratie um einen Ständeratssitz für ihre mehr als angeschlagene Partei. Ursula Wyss verfiel im zarten Alter von 16 Jahren dem Sozialismus, war lange Juso-Aktivistin und wurde nach zwei Legislaturen im Grossen Kantonalbernischen Rat als junge, alleinerziehende Mutter 1999 eine der jüngsten Nationalrätinnen. Nach Stellen bei einem "Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien" und dem WWF war sie von 2001 bis 2005 wissenschaftliche Assistentin am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Bern. 2006 promovierte sie mit ihrer Arbeit "Arbeitszeitformen und Freizeitverhalten. Eine Zeitbudgetuntersuchung" .

Ihre eigene Arbeitszeitform verwendete Wyss vor allem darauf, im Gefolge der braven, dogmakonsequenten Femininisierung der SP-Parteispitze unter Hansjörg Fehr, als tüchtige Parlamentarierin und Fraktionschefin der SP in der eidgenössischen Bundesversammlung (seit 2006) hervorzutun. Wyss gilt als eine der massgeblichen Architektinnen der unter Ausschluss der Öffentlichkeit geplanten, in einem macchiavellistischen Kabinettstück verwirklichten Abwahl von Bundesrat Christoph Blocher von der in der kurz zuvor in den Wahlen zur historisch stärksten Partei in der Schweizerischen Eidgenossenschaft aufgestiegenen SVP im Dezember 2007.

Diesen in der schweizerischen Politik bislang beispiellosen Vorgang verteidigte die am 6.März 2011 um den Ständeratssitz kämpfende Politikerin in dem SF-Dok-Film "Die Abwahl" von Hansjörg Zumstein aus dem Jahre 2008 nicht ohne Stolz und Häme.
Wyss strebt derzeit die Nachfolge der im September 2010 in den Bundesrat gewählten moderaten SP-Ständerätin Simonetta Sommaruga an. Im Gegensatz zu Sommaruge verfügt Wyss nur über wenig politische Erfahrung ausserhalb einer Karriere in der eigenen Partei. Im Gegensatz zu ihrem Hauptkonkurrenten Adrian Amstutz (SVP) hat sie nie ein öffentliches (Exekutiv-)Amt bekleidet, geschweige denn unternehmerische Erfahrungen gesammelt.