Cocktails, gebrannte Wasser, Zigarrendunst -- die Gespräche an Orlandos Bar drehen sich um Medienkritik, Kultur, Philosophie, um Gesellschaftspolitik, Religion, Familie und Erziehung, um Mann und Frau -- und ums Kochen. Gejammer, Gelächter, Angeberei sowie gepflegte Beschimpfungen sind an der Tagesordnung.



Donnerstag, 30. Dezember 2010

Gestammel und Unehrlichkeit zum Jahresende

Die Mamabloggerinnen Michèle Binswanger und Nicole Althaus pralaggen heute grossartig mit ihrem schon eine Woche alten Auftritt in einer öden Talksendung einer Lokal-TV-Station - TalkTäglich von Telezüri - anlässlich der Ehrung "Journalistinnen des Jahres" durch das Fachmagazin "Der Schweizer Journalist" (bei dem 600 andere Journalistinnen und Journalisten aufgefordert waren, den oder die Besten aus ihrer Berufsgruppe zu küren; wieviele Branchenleute teilgenommen haben und auf wen sonst sich wieviele Stimmen verteilt haben, erfährt man natürlich nicht).


Liebe Gäste an Orlando's Bar, sehen sie sich das Video mal an:

Max vom Maxwort und Orlando Strasser werden darin sehr unschmeichelhaft erwähnt. Auf die dümmliche Frage des Moderators: "Die Kommentare muss man doch irgendwie kontrollieren, oder?" gibt eine stammelnde Mme Althaus (die übrigens so plastisch-lebendig viel hübscher aussieht als auf den seltsamen Bildern) zum Besten:

"Also...nun...ehm...ja. Am Anfang haben wir das sehr offengelassen, mussten dann aber schon Kommentare, die andere angriffen und beleidigten unter der Gürtellinie, die mussten wir anfangen auszuschalten".

LIAR, LIAR, PANTS ON FIRE!!!

Beachten Sie auch den Gesichtsausdruck der beiden Zensurtanten, insbesondere das verlegene Grinsen bei Binsi, wie Luusmeitli, die bei etwas ertappt wurden.

Hmmm..fragen Sie sich nicht auch gerade, werte Bargäste, ob Althaus/Binswanger im März auch die Kommentare "ausgeschaltet" haben, die Strasser einen "Dreckskerl", "treibts mit einer Gummipuppe zuhause", "Soziopath", "Fascho", "Kinderficker" nannten oder ihm Gewalt androhten?

Ach so, nein, diese Kommentatoren/-innen wurden nicht ausgeschaltet. Wozu auch? Viel einfacher war es, diejenigen "auszuschalten", denen die Kommentare unter der Gürtellinie galten!

Meinen gestrigen diesbezüglichen Kommentar auf dem Mamablog - im Tonfall sachlicher, als meine Schreibe hier jetzt – hat Frau Binswanger natürlich zuerst kontrollgelesen (wie alle Kommentare in denen ihr Name erscheint: die sind Chefsache) und dann klammheimlich im Papierkorb verschwinden lassen.

Journalistinnen des Jahres - pah!

Und bei deiser Gelegenheit - Ihnen allen ein gutes Nöies und gute Gesundheit, Mut zur Ehrlichkeit, viel Erfolg und unverminderten Elan bei ihren Vorhaben und Projekten!

En guete Rutsch!

Samstag, 4. Dezember 2010

Lasst die Schafe nun friedlich grasen

Ich könnte jetzt hier an meiner Bar summarisch referieren, was ich in dem Monat seit dem letzten Eintrag alles hier einschreiben wollte (eine flammende Rede für mehr reiche Leute und Steuerwettbewerb - und wieso man keinesfalls die sozialistische Steuerinitiative der SP annehmen dürfe sowie eine detaillierte Auseinandersetzung, wieso der Gegenvorschlag zur Auschaffungsinitiative nichts taugt).

Aber eben: die Zeit vergeht im Flug und die Arbeit im echten Leben ist (gottseidank) nicht gerade zu wenig.

Das Intelligenteste, was ich in der vergangenen Woche nach der Abstimmung zur SVP-Auschaffungsinitiative gelesen habe, fand sich ausgerechnet, am letzten Mittwoch, im Tagi. Da macht sich zwar ein Linksliberaler Gedanken zur Sache, aber er kritisiert vor allem die kopf- und wirkungslos agieren Linksgrünen in der Schweiz, die lieber steinzeitkommunistische Parteiprogramme schreiben, als hier mit offenen Augen in der Gegenwart politisieren.

Auch der Mob der am Sonntag gegen das Plebiszit randalierte und frisch renovierte Zunfthäuser angriff und ein Grüner Polizeidirektor, der am liebsten selber mitdemonstriert hätte, wie er sagte, sind eher ressentimentgeladene Demokratiefeinde denn wirklich intelligente Diskurspartner.

Ich meine ja nur: wir brauchen doch auch einen Gegner, gegen Sozis, die wehr-, saft- und ideenlos am Boden liegen ist nicht so lustig zu kämpfen...


Hier der ganze Text (um Urheberrechte schere ich mich keinen Deut):

Der Schlaf der Gerechten von Oliver Zimmer

Die kritische Intelligenz der Schweiz lamentiert oft, die SVP habe das Land in eine Verdummung gestürzt. Scheinbare Beweise sind rasch zur Hand: Aufstieg der Partei zur stärksten politischen Kraft im Land; der Ausgang der Minarett-Initiative; schliesslich die Annahme der

Ausschaffungsinitiative am Sonntag. Es ist davon auszugehen, dass man sich künftig noch stärker an die Idee der angeblichen Volksverführer klammern wird. Beim Argument handelt es sich in Wirklichkeit um eine intellektuelle Leerformel.

Denn die Blocher-Partei befindet sich auch deshalb im Hoch, weil der fortschrittliche Liberalismus in der Schweiz versagt. Defizite bei der Deutung der Schweizer Geschichte und Gegenwart spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Meinung etwa, dass sich Hunderttausende von Menschen von einer gut geschmierten Propagandawalze einfach so überrollen lassen, ist in der modernen Geschichtsforschung längst überholt. Ideologien lassen sich nur dann verkaufen, wenn sie die Leute irgendwo abholen.

Jedem sein Wutbürger?

Warum hat die SVP mit ihren Initiativen zu den Themen «Fremde» und «Ausländer» Erfolg? Manche Kommentatoren glauben, es liege an der Globalisierung; etwa daran, dass die Konkurrenz auf dem Wohnungs- und Stellenmarkt grösser geworden sei. Beliebt ist auch die Vorstellung, wonach sich die gesellschaftliche Entwicklung so sehr beschleunigt habe, dass die sozialen und kulturellen Verhältnisse unübersichtlich geworden seien. Mit der Folge, dass sich die Leute in ihrer Haut nicht mehr wohlfühlen würden und ihnen die einst vertraute Umgebung fremd geworden sei.

So ähnlich wurde kürzlich, in Anlehnung an philosophische Grossmeister, auch in dieser Zeitung räsoniert: Die Globalisierung habe den «Wutbürger» erzeugt, dessen Ressentiment sich vor allem gegen den «Weltbürger» richte, der sich den Blick aufs grosse Ganze bewahrt habe. Solches hat man, so oder ähnlich, schon oft gelesen. Der Sound klingt vertraut. Vor allem aber ist er merkwürdig geschichtslos.

Der grosse Assimilationsdruck

Ganz ohne historische Substanz geht es aber nicht. Sie zeigt zum Beispiel, dass alte Republiken einen grösseren Assimilationsdruck ausüben als nicht republikanische Staatswesen. Die Maxime von der einen und unteilbaren Nation gehört seit der Revolution zur Grundausstattung des nationalen Selbstverständnisses in Frankreich. So bezeichnete Nikolas Sarkozy die Burka als unvereinbar mit den Grundsätzen der Französischen Republik.

Es gibt aber wohl kaum eine Gesellschaft, die einen ähnlich grossen Assimilationsdruck erzeugt wie die kommunal verfasste Republik Schweiz. Anders als im benachbarten Ausland haben es die Schweizer Gemeinden bis heute geschafft, die Machtausdehnung des Staats in zentrale Bereiche des öffentlichen Lebens zu verhindern. So gibt es kein anderes Land, wo die Gemeindebürger über die Aufnahme ins Schweizer Bürgerrecht befinden.

Assimilationsmaschine stockt

Das hat Folgen: Anders als in andern Ländern agiert in der Schweiz nicht der Staat als Gralshüter der Nation, sondern die Bürgerin und der Bürger. Damit wird das Nationale zum festen Bestandteil der bürgerlichen Lebenswelt – und damit auch die Assimilation. Jeder Schweizer ist ein potenzieller Schweizermacher. Genau dort holt die SVP die Leute mit ihren Initiativen ab. Kriminalität von Ausländern bildet die Antithese zur Assimilation. Das mag mit erklären, warum es vielen Leuten anscheinend egal war, dass die SVP-Initiative nicht unterscheidet zwischen leichten und schweren Delikten. Jedes Delikt stellt die Integrationsbereitschaft infrage. Da schlägt offenbar der Schweizermacher in manchen Schweizern zu. Das pauschal als Fremdenfeindlichkeit zu taxieren, ist jedoch billig und erklärt wenig.

Dass die SVP die Geschichte und Gegenwart der Schweiz in einem zentralen Bereich offenbar besser verstanden hat als ihre Gegner, das ist mit das Bedenklichste der Abstimmungen der letzten Jahre. Dem Land fehlt ein intelligenter Linksliberalismus. Nötig wäre zum Beispiel, dass sich die selbst ernannten Weltbürger endlich kritisch mit dem Thema Integration auseinandersetzen. Das bedingt aber ein besseres Verständnis für die historischen Prägekräfte der Schweiz.

Wer glaubt, die Geschichte verliere mit der Globalisierung an Bedeutung, huldigt einem Mythos. Mit Appellen an die Willensnation ist es indessen nicht getan. Von zentraler Bedeutung ist die kommunale Prägung der schweizerischen politischen Kultur. Der Gemeinde-Republikanismus hat immer wieder starke ausschliessende wie integrierende Kräfte freigesetzt. Die Politik der SVP appelliert an Erstere. Fortschrittliche Liberale sollten beginnen, sich für sein integratives Potenzial zu interessieren.

Der Zürcher Historiker Oliver Zimmer lehrt Moderne Geschichte an der renommierten Universität Oxford. ---

Was denken Sie, liebe Leser? Hat Zimmer Recht? Sieht er vom Ausland aus etwas klarer als unsere Journalisten, Linkspolitiker und Chefintellektuellen im Land?

Wieso haben die Linken zum Beispiel Sie nicht erreicht mit ihren Anliegen? Sind auch Sie von der "millionenschweren Propagandamaschine" des Economiesuisse überrollt worden und stimmten danach wie unter innerem Zwang gegen die Steuer"gerechtigkeits"initiative?

Ist es nicht eine schallende Ohrfegie für Parlament und Bundesrat, dass in keinem einzigen Kanton der Gegenvorschlag eine Mehrheit findet? Eine Ohrfeige wofür?

Übrigens ist am Wochenende etwas passiert, was bisher niemand für erwähnenswert befand: Die SVP ist mit einem ihrer ureigensten Anliegen bis weit über ihre Wählerschaft hinaus in die Mitte der Gesellschaft marschiert. Und dies bei einer unüblich hohen Stimmbeteiligung: die Linken gingen für die Steuerinitiative stimmen und legten dann gleich noch ein Doppelnein gegen die Schäfchenplakate in die Urne. CVP, FDP und die anderen "anständigen" Parteien der schwammigen Mitte haben brutal Schiffbruch erlitten.

Lassen Sie mich mit dem persönlichen, ehrlichen Wunsch schliessen, dass wir nun eine Weile Ruhe haben mögen vor dem Ausländerthema und uns wichtigeren Themen zuwenden. Immerhin sind nächstes Jahr Wahlen und da möchten wir schon gern wissen, welche Ideen vorhanden sind, um die Schweiz in eine erfolgreiche, sichere und unabhängige Zukunft zu führen (darunter gibts für mich nichts), und nicht nur darum, ob man jetzt einen oder zwei Bundesräte beanspruchen kann oder nicht.

Heute schliessen wir mit J.S. Bach das Kapitel "Schäfchenplakate" ab, das die Schweiz seit drei Jahren in Atem gehalten hat. In Bachs Kantate BWV 208 heisst es:

Schafe können sicher weiden,
Wo ein guter Hirte wacht.
Wo Regenten wohl regieren,
Kann man Ruh und Friede spüren
Und was Länder glücklich macht.

Regenten wollen wir zwar keine und die Hirten sind in unserer Demokratie wir selber - oder allenfalls der Herr ganz oben. Und anhören kann man sich das herrliche Stück Musik hier: http://www.youtube.com/watch?v=TYjqnlc7MRw

Schönen zweiten Advent Ihnen allen und ihren Familien!

Donnerstag, 4. November 2010

Orlando's scharfe Idee

Weil das handverlesene Grüppchen an meiner Bar partout nicht mit mir über George W. Bush und die grosse Zeit der Nullerjahre diskutieren mag - und in Washington derweil die Konservativen eine Tea Party feiern können (hip hip hoorray, guys and girls!) - biete ich auf diesem Kanal zur Abwechslung mal wieder etwas leichtere Kost.

Die Auseinandersetzung über die wirklich wichtigen Themen läuft unterdessen bei unserem Bruderblog, dem Maxwort, weiter!

Leichte Kost ist also die Devise und ich habe Da ein Rezept "erfunden", das leicht und doch extrem schmackhaft ist. Es ist ein Fantasiegericht - ein essbares Asien-Klischee - das ich so ungefähr der koreanischen Halbinsel (wie ich mir sie vorstelle, war leider noch nie dort...) zuordne, von koreanischen und japanischen Rezepten ist es inspiriert. Und doch lässt es sich ohne exotische, teure Zutaten herstellen.


Scharfes koreanisches Rindfleisch mit Gurken

Man nehme (für 2 Personen):

- 400 g Rindsplätzli oder Geschnetzeltes in feinen Streifen (oder Würfeln)
- 3 Knoblauch in Scheiben und 2 Frühlingszwiebeln geschnitten
- 1 bis 2 rote Chilischote, entkernt und in kleine Scheiben geschnitten
- 1 dl Sojasauche
- 50 ml Teryakisauce und 5-10 Spritzer scharfe Chilisauce (Asienregal im Migros)
- Sherry oder Weisswein

Je nach Vorliebe die Schärfe dosieren. Zutaten gut mischen und bei Raumtemperatur ca. 2 Stunden marinieren lassen. Derweil die Gurken vorbereiten:

- 1 grosse Salatgurke
- Salz und Zitronensaft
- exotische Kräutermischung, z.b. von Migros
- Reis (normaler Carolina oder allenfalls Parfümreis, kein Basmati)

Gurken schälen und längs halbieren, Kernen mit einem Teelöffel ganz entfernen und in Scheiben schneiden. Frische Kräuter dazugeben. Unbedingt dabeisein muss frischer Koriander. Dazu evtl. etwas Pfefferminze oder Limettenblatt. Aber auch Koriander und Schnittlauch geht. Zitronensaft und Salz darüber und im Kühlschrank marinieren.

Den Reis kochen. Zugedeckt stehen lassen.

Das Fleisch in wenig Sonnenblumenöl anbraten, nicht zu lang. Den (lauwarmen) Reis in Tellern anrichten, Das (heisse) Fleisch mit Sauce daneben geben und die (gekühlten) Gurken daneben anrichten.

Dazu passt ein Fruchtgetränk (ich bin Fan der neuen Fanta Zero) oder Bier. Bitte kein Wein, die Schärfe lähmt die Zunge, der Wein wäre somit Vergeudung.

Eh, voilà, bon appetit! Es ist wirklich sehr lecker.

(Tipp: ich nehme immer den Beutelreis vom Migros: 1 Beutel pro Person reicht völlig).

Sonntag, 24. Oktober 2010

Der "missunterschätzte" Präsident


"Ich werde nicht aufgeben - und wenn nur noch Laura und mein Hund Barney an mich glauben" (G. W. Bush zu Bob Woodward)

Fast zwei Jahre ist es her, dass er das Weisse Haus an Barack Obama übergeben hat - und doch ist George W. Bush, 43. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, immer wieder für angeregte Bargespräche gut. Wobei, "angeregt" ist vielleicht etwas untertrieben: nach wie vor spaltet dieser Mann und seine Politik die Meinungen und die Auseinandersetzungen um ihn werden mit einer Vehemenz geführt, die erstaunt. Nach wie vor verteidigt man ihn mit ideologischem Eifer oder man hasst aus tiefem Herzen oder mit einem ähnlichen ideologischen Eifer.Was hat dieser Politiker an sich, dass die Geister sich an ihm so herrlich scheiden können?


Als Bush nach Texas zog und Obama, dem Messias aller "fortschrittlich" denkenden Alteuropäer die Regierungsgeschäfte übergab - allein für sein Gewähltwerden erhielt der neue Präsident von der Osloer Nobelpreisakademie dann einen Oscar...pardon, einen Frie
densnobelpreis - sagte ein Korrespondent in "Echo der Zeit" auf Radio DRS2 (ich glaube es war Erich Gysling): "Jedenfalls hat Bush in seinen acht Jahren Spuren hinterlassen, wie kaum ein Präsident vor ihm."

Zwei Feldzüge (in Afghanistan und im Irak), eine Neuordnung der kompliziert gewordenen Welt der Neunziger Jahre mit der Bush-Doktrin ("Entweder ihr seid mit uns oder gegen uns") und daraus konsequenterweise abgeleitet, die "Axis of Evil", die Nichtunterzeichnung des KyotoProtoklls und die darauffolgende Krise der Klimaforschung...in entscheidenden Themen, die alle Menschlein am Anfang des 21. Jahrhunderts so beschäftigen, hat dieser Mann offenbar tiefe Spuren hinterlassen.


Mangelnden Gestaltungswillen kann man ihm gewiss nicht vorwerfen, ob man nun einverstanden ist mit dem Wie und Wo oder nicht. Selbst schärfste Kritiker werden dies anerkennen. Eine "lahme Ente" war dieser Präsident nicht.

Ist die Welt nach 8 Jahren George W. Bush eine schlechtere oder bessere als vorher? Welche Lehren müssen wir historisch ziehen aus 9/11 und der Art, wie dieser Präsident darauf reagiert hat? Und selbst bei den zahlreichen Fehlern, die dieser Präsident gemacht hat: wie gravierend sind diese auf lange Sicht? Hat man auch hier in Europa in den Nuller-Jahren nicht auch manchmal - wenn auch vielleicht aus der ptik des Augenblicks zu Recht - etwas überreagiert?

Darüber nachzudenken, kann heilsam sein, gerade auch jetzt, einige Jahre später. Die meisten von uns haben sehr bewusste Erinnerungen an das letzte Jahrzehnt. Und welches Fanal am Anfang stand: der 11. September 2001! Wie wir das miterlebt haben, fassungslos, elementar, mit seiner überwältigenden Bildwucht, hat uns geprägt und alles was damit zusammenhängt hängt mit Bush zusammen. Vielleicht sind wir deshalb so empfindlich. Wir sind noch in der Denial-Phase und sträuben uns, die Welt so zu sehen, wie sie tatsächlich ist.

Hier also eine vorsichtige Auflistung all der Dinge, die Bush vielleicht doch nicht so schlecht gemacht - oder wenigstens erfolgreich und konsequent zu Ende gebracht - hat:

1. Keine neuen Anschläge nach 9/11 auf amerikanischem Boden. Ein gutes Dutzend geplante wurde vereitelt.

2. Kein Land beherbergt und sponsert mehr Terroristen oder kommt in schwere Bedrängnis wenn es dies tut.

3. "The Surge". Aufgabe der Rumsfeld-Strategie und Aufstockung der Truppen im Irak, was dort erst den Frieden gebracht hat.

4. Kyoto: viele Schwindeleien und einseitige Panikmache der Klimaprediger wurden entlarvt. Diese müssen ihre Argumente besser beweisen, bevor man der Wirtschaft und den Arbeitsplätzen mutwillig Schaden zufügt.

5. Gleneagles-Gipfel: Milliardenpaket für Afrika und Kampf gegen AIDS in Südostafrika.

6. Steuersenkungen während ganzer Amtszeit (ca. 37 Milliarden Dollar, das die Leute mehr zur Verfügung hatten, vor allem der Mittelstand)

7. "No Child left behind": Grosse Offensive um Lese- und Schreibefähigkeiten an den Schulen zu fördern.

8. "Bailout": Banken gestützt und damit womöglich schlimmeres verhindert (kein Domino-Effekt beim Crash grosser Banken)

9. Stammzellenforschung: hat sie durch entsprechende Gesetze vorangebracht.

10. Bundesrichtererennungen: Abtreibung, Homo-Ehe und Drogenliberalisierung sind für die nächste Zeit vom Tisch.

Und was denken Sie? Ist die Welt eine schlechtere oder bessere geworden? Wie hätte man anders auf 9/11 reagieren sollen? Oder ist Bush der schlechteste Präsident seit je?


Donnerstag, 14. Oktober 2010

"Du musst dich verändern" - die Abwärtsspirale

Der “Wandel” (change bei Obama = der Kampfruf aller “Progressiven”) ist der Schlachtruf der modernen Kommunisten: alles ist im Wandel, wir müssen uns auch wandeln, weil es keine Werte für sich allein gibt (und schon gar keine absoluten, denn Gott ist ja tot!) sondern nur individuelle Wertbegriffe in Relation zu anderen individuellen Wertbegriffen, ein System von Werte-Pluralismus oder -pluralismen sogar, ist so ein Lieblingswort der “Change”-Rufer. Unnötig zu sagen, dass fürs erste die Werte der ANDEREN über diejenigen der verdorbenen, abendländischen, “spätkapitalistischen” Gesellschaft in Europa gesetzt werden müssen, weil diese ja für alles schlechte in der Welt schuld ist.

Das ist Dekadenz: wenn man krampfhaft die eigenen Werte niedrig-, dafür die Werte aller anderen - oder des ANDEREN grundsätzlich - hochhält!

Dieser “Wandel” als Programm bedeutet konkret die permanente Selbstabschaffung von Werten, die Freiheit, Demokratie und Wohlstand erst möglich gemacht haben, und sie wird von Hochschulprofessoren ebenso betrieben, wie von Politikern, Journalisten, Intellektuellen und Künstlern (bei denen ist es praktisch der einzige “content”, den sie noch liefern mögen).

Sarrazin hatte nicht unrecht mit dem Titel seines Buches: Selbstabschaffung. Was “Tradition” und überliefertes Wissen und vor allem gewachsene Strukturen des Zusammenlebens zwischen Menschen ist: es ist Schnee von gestern, es ist Aberglaube früherer, unterentwickelter Generationen, es ist patriarchalisch, altmodisch, degeneriert, konservativ, rassistisch, egoistisch, überholt, obsolet geworden.

Das Ziel dieser Leute ist eine Ordnung, in der das Individuum nicht mehr das Mass allen politischen Freiheitsdenkens ist, sondern in der sich die Gemeinschaft kontrolliert und planbar entwickelt. Dass sich in der bürgerlichen Welt Wohlstand und Freiheit am individuellen Glücksstreben misst, welches sich nur in einem freien Markt (nicht nur der wirtschaftlichen Güter, sondern der Fähigkeiten, Lebensentwürfe, Wertehaltungen, Ideen und Organisationsformen) verwirklichen kann, ist jenen Leuten ein Dorn im Auge.

Sie wollen eine bessere Welt erschaffen, mit dem besseren Menschen darin. Mit Menschen, die zur besseren Welt passen, nicht umgekehrt. Der Mensch soll wie ein Möbelstück in die bessere Welt sich einfügen. Die Sozis haben nie kapiert: die Welt ist nicht besser, als die Menschen, die darin wohnen.
Für sie ist der Mensch nur Manipuliermasse: "Es sind die gesellschaftlichen Verhältnisse, die den Mensch prägen, nicht umgekehrt" - was für ein Irrtum!

Die Sozis mögen nicht, dass an der Spitze aller Ordnung das Individuum – oder besser: die Individuen in ihren frei gewählten Zusammenschlüssen – stehen muss. Nein, sie wollen dort stattdessen einen irgendwie weisen, gerechten, fürsorglichen Staat installieren.

Sie erfinden oder suchen daher laufend neue “Ungerechtigkeiten”, “Unterdrückungen”, “Abhängigkeiten” um das individuelle Glücksstreben in Schranken zu weisen. Edward Miliband zum Beispiel, der neue Labour-Chef, sagt ja öffentlich, dass das Konzept freie Marktwirtschaft nicht mehr sakrosankt sei. Eine Art von Sozialismus soll das Zusammenleben gründlich regeln, weil natürlich die “Experten” und “Profis” und Beamten besser in der Lage sind, das Leben der Leute zu gestalten.

Das Problem ist nur, dass die Leute eben weniger doof sind, als dies die Sozis wünschen und deshalb nie mitmachen werden bei diesen Plänen!

Die hartnäckig betriebene, in vielen Fällen in purem kulturellem Selbsthass begründete, Selbstabschaffung äussert sich, wie Max richtig diagnostiziert hat, in der modernen Haltung:
“Ändern wir nicht die Misstände sondern passen die Gesetze und Regeln so an, dass es nicht mehr Missstände sind”.
Das sehen wir bei der Drogenpolitik, im Immigrationsbereich, im Strafrecht, in der Begegnung mit radikalen Muslimen, im Sozialwesen, in der Aussenpolitik, im Scheidungsrecht, in der Familienpolitik, im Schulsystem – überall dort wo gesellschaftliche Konflikte schwelen oder schon ausgebrochen sind und grosse Teile des politischen Establishments zu schwach und wankelmütig geworden sind um (1) Prinzipien zu formulieren, (2) klare Regeln aufzustellen und (3) diese auch durchzusetzen und stattdessen Pflästerlipolitik betreiben und Grundsatzentscheide meiden.

Ein Blinder sieht, dass die Spirale abwärts dreht und damit den Boden bereitet für die “Change”-Rufer, die für alles eine Lösung haben: Mehr Staat!

Und ja, mit Weisswein-schürfenden gescheiterten Pianistinnen und Studienabbrecherinnen und Ego-Bulldozern, die sich allein am persönlichen Machterhalt orientieren, gewählt von einem Parlament, das gern eine konkordante Kuschelzone wäre aber tatsächlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit jeder über den anderen herfällt wie wilde Tiere – mit solchen Leuten am Ruder sind die (noch) bürgerliche Grundfesten dieser Gesellschaft ernsthaft in Gefahr.

Sonntag, 26. September 2010

Lotto im Säli - und neue Ideen!

Das Nagelhaus kommt nicht hin, die Reitschule kommt nicht weg und Ausländer dürfen auch künftig nirgends mitstimmen.
Wieso eigentlich sollte man nicht auch Nicht-Schweizer an den Entscheidungen an dem Ort teilhaben lassen, an dem sie seit 10 Jahren wohnen? Man könnte diskutieren...Hingegen ist das Votum des Volkes zu akzeptieren, das wohl Mit- und Einmischung verwechselt. Ausserdem wäre zu erwarten, dass diejenige Ausländerschaft, die an ihrem Wohnort sich in das Zusammenleben einbringt wohl kaum einer sozialschmarotzenden und linksextremen Kaste angehört, somit wären Herr Lüdenscheidt und Frau Petkovic gewiss wertvolle Mitmischer - eh, ja...es soll halt nicht sein!

Dafür hat wohl Toni Brunner wohl bei meinem Blog von letzter Woche mitgelesen, wenn er jetzt in der SoZ (=Sonntagszeitung,
wie passend: die SoZialistische Wochenendzeitung aus dem Hause Tamedia...) die Überlegungen anstellt, die ich in einem der letzten Kommentare andachte:

Die SVP als stärkste politische Kraft im Lande könnte Partner für einen neuen Bundesrat suchen, der inhaltlich zusammenpasst (inhaltliche Konkordanz) und das Parlament vor die Wahl stellen: Lotto im Säli, wir haben uns mit FDP und Teilen der CVP zusammengerauft und können sieben Bundesräte stellen. Und
wenn das Parlament dies nicht will, dass bliebe, dass die SP als zweitgrösste Kraft (oder FDP und CVP zusammen als grosse Mittekraft) sich um solches bemühen.

Wir haben genug! SVP und SP/Grüne können einfach nicht zusammen. Denen fault (wie Urs Paul Engeler in der Weltwoche schrieb) lieber die Hand ab, als dass sie sich zusammenraufen würden und sich gegenseitig in den Bun
desrat wählen. Wieso sie zwingen?

Dieses Parlament, das aktuelle, hat es versäumt, der Konkordanz Genüge zu tun, indem es - zugegeben, in der schwierigen politischen Situation in der wir uns befinden - wenigstens, mindestens eine arithmetische hergestellt hätte, nachdem es selber, freiwillig und vorsätzlich mit der Blocher-Abwahl sich ein Problem gemacht hat, das zu lösen es offenbar ausserstande ist. Stattdessen haben sich FDP und SP gegenseitig vor dem Wahljahr je einen Bundesratssitz zugeschache
rt.

Und bereits macht sich die mächtige Mitte laut Gedanken, wie sie doch darum herumkommen könnte, einen echten SVPler als Bundesrat zu wählen (indem man Widmer-Schlumpf bei CVP unterkriechen lässt oder so).
Nun, denn: bring it on! Wir, das Volk, freuen uns auf ein spannendes Wahljahr und an noch viel spannendere Schlüsse, die das dannzumal neue und hoffentlich auch weisere Parlament aus den Resultaten ziehen wird. Es dürfte sich nicht viel an den Wähleranteilen der einzelnen Parteien ändern, das weiss jedes Kind. Jedes Kind wird aber auch begreifen, dass wenn jeder dritte Stimmbürger für eine Partei stimmt, diese dann absolut n
icht daran teilhaben kann, wie dieses unser Land regiert wird, dann könnte diese dritte unter uns leicht böse werden und sich fragen: lebe ich noch in einer Demokratie?, ja der ältesten und der vielleicht besten, oder nicht mehr? Wieviel Macht hat das Parlament? Und ist es gescheit, dass es so viel Macht hat und nach Belieben darüber befinden kann, was Konkordanz nach der Frühjahrsmode gerade heisst?


Und wer argumentiert, dass in der Schweiz 70% nicht SVP wählen: stimmt ja, aber dann seid ehrlich und sagt, wir Nicht-SPler möchten auch weiter gerne unter uns bleiben und euer Gedankengut draussen haben, ihr müsst halt selber schauen. Das wäre wenigstens ehrlich und offen. Dann müssen sie aber damit rechnen, dass das Volk künftig selber seine Bundesräte wählen möchte. Und jene seit rund 10 Jahren Übergangenen, Verspotteten und als "rechtsnational" Gebrandmarkten werden dafür erfolgreich kämpfen, kein Zweifel. In den Kantonen funktioniert das ja auch: Kantonsregierungen werden im Proporz vom Volk gewählt. Wieso sollte da im für globale Verhältnisse kleinen Land Schweiz denn nicht funktionieren?
Tatsache ist: Blocher wäre dann seit etwa 10 Jahren Bundesrat. Und Frau Schlumpf immer noch am Berg. Lotto im Säli!

Seien wir mutiger! Und verhelfen wir dem besten Konzept zum Durchbruch, das unserem wunderschönen Land den Wohlstand erhält, den sozialen Frieden sichert, seine Traditionen und seine Stabilität, die in seiner stolzen Unabhängigkeit gründet, nicht verleugnet und seinen Bürgern das Höchstmass an Freiheit, Würde und Selbstverwirklichung bietet!

Fürchtet Euch nicht!

Samstag, 25. September 2010

Herbstliche Schlemmerei

Es herbstelt gelb-rot, die Trauben werden gelesen, am Morgen liegt Tau auf den Blättern, die Ernte ist eingefahren und es gluschtet einem nach deftigeren Speisen.

Bevor's mit den Metzgeten in Landbeizen losgeht, hier eine Idee für einen bodenständigen, äusserst leckeren und nahrhaften Znacht für 2 Personen. Der übrigens als Alternative gedacht ist zum überall sich jetzt breitmachenden, langweiligen Münchner Zecherzmorgen, den trendigen Weisswürsten (die man als echter in der Schwiitz lebender Piefke jetzt im Migros und Denner mit "Fränkli" kaufen kann) mit süssem Senf und Brezen.

Blut- und Leberwurst mit karamellisierten Äpfeln und Rösti


Blutwurst ist in Frankreich populär als "Boudin noir" (es gibt auch die mildere Boudin blanc), die meist noch mit Zwiebelschmelze gefüllt ist oder Rosinen. Sie ist meist kleiner und etwas fester und würziger als die Schweizer Blutwurst und wird gerne gegrillt. In Deutschland kommt gestocktes Blut oft in Kochwürsten zum Einsatz, das ergibt dann mit Schwarte und Speck sogenannte Rot- und Schwarzwürste. In England isst man "Black Pudding" zum traditionellen Frühstück, in Spanien sind Blutwürste als "morcilla" bekannt.
Die Franzmänner und -frauen haben die Wurst auch in die Karibik gebracht und nach Louisiana, wo Boudin noch heute eine lokale Spezialität ist. In der Schweiz wird sie gerne zusammen mit Leberwurst gegessen.

Man nehme für 2 Personen:

- 4 kleine oder 2 grosse Blut- und Leberwürste

- vier kleine, säuerliche Äpfel
- Rosinen
- Butter, Zucker, Salz
- etwas Bouillon
- Weisswein

- Rösti

Zubereitung: Äpfel schälen und Kerngehäuse entfernen, in nicht zu kleine Stücke schneiden. In Butter anbraten, salzen. Rosinen und mind. 4 EL Zucker dazu geben. Die Äpfel darin karamellisieren lassen. Köcheln lassen und mit Weisswein ablöschen und wenig Bouillon dazugiessen. Nochmal Butter rein und mit Salz abschmecken.

Die Würste vorsichtig in der Bratpfanne braun braten. Hitze im Auge behalten: wenn die Würste zu heiss werden, platzen sie auf, das sieht unschön aus, erinnert an...nun, es sieht unschön aus.

Rösti braten und zusammen mit den Apfelstücken auf Tellern anrichten. Es sieht lustig aus, wenn man die Leberwurst anschneidet und sich der Inhalt in den Teller ergiesst.

Dazu schmeckt am besten ein dunkles Bier oder eine belgische Alkoholbombe à la Leffe.

Sonntag, 19. September 2010

Jackie O. Fehr - linke Millionäre wollen Bundesrat werden

Die offizielle SP-Bundesratskandidatin Jaqueline Fehr kannte bis vor dem Rücktritt von Moritz Leuenberger kaum einer, höchstens die KITA-Afficionados unter den linken Extremisten wussten, dass sie als Predigerin - ja, als im düsteren parlamentarischen Hintergrund, der Wandelhalle, wirkende Domina - hartnäckig für flächendeckende staatlich subventionierte Kinder-Abgabestationen waltet, die Schutzpatronin der
familienexternen Kinderbetreuungsfront in diesem Lande schlechthin ist. Sie verteidigte vehement auch die jetzt bachab geschickte Verordnung für einen sogenannten Kinder-Betreuungsausweis für Grosseltern und andere Verwandte.

Was die Fröntler nicht wissen: Jackie O. Pedergnana-F
ehr ist mit einem Verwaltungsratsmitglied der Zürcher Kantonalbank verheiratet (immerhin die drittgrösste Schweizer Bank!) oder eher: in Trennung lebend, seit etwa...nun, so ungefähr seit klar wurde, dass Moritz einen Abgang macht und Jaqueline rein kommen könnte. Das passt. Weil dieser Ehemann nun nicht so recht zum puristisch
linken Image passt.

Im Volk ist Jackie nicht beliebt, ihr Name verschwand während Wochen nach der Ankündigung von Leuenbergers Rücktritt, aus dem Medien. Niemand rief nach ihr! (nicht einmal ihr Winterthurer Genosse Giaccobo auf dem Club-Sofa). Dann hat aber die Bundeshausfraktion und das ZK der Sozialistischen Partei die "Projektarbeiterin" aus der Versenkung gezaubert und hob sie aufs offizielle Ticket. Weil sie eine solide Linksextremistin im sozialdemokratischen Schafspelz ist. Die Schafsklamotte passt sehr gut zu dieser nicht unsympathischen Frau.

So weit so gut. Dummerweise hat Jackie voller Elan und mit Hoffnung auf Imagegewinn ihre Vermögensverhältnisse als Ehepartnerin mit Pedergnana offengelegt (denn geschieden sind sie nicht). Und was kommt zutage? Des Ehepaares Vermögen hat sich wie von Zauberhand um eine halbe Million halbiert vom Steuerjahr 2008 auf das Jahr 2009! Gschpässig, nicht?
Aber es passt.

Denn die stramme Sozialistin sollte dann schon nicht a
ls Millionärin in den Wahlkampf ziehen, oder? Was würden bloss die Büezer denken, die sie ohnehin nicht wählen würden? -- wollen wir überhaupt eine solche linke Tante im Bundesrat? Welche Projekte à la 'der Staat kann es sowieso besser als ihr dummen Bürger' würde unsere geliebte "Projektarbeiterin" sonst noch so verfolgen in diesem höchsten Amt?

Ich meine, die SVP schlägt ja auch nicht den rechtsaussen-AUNS-Schlüer als Bundesrat vor...
Ein bisschen Anstand meine Damen und Herren!


Dafür habe ich von einem amerikanischen T-shirt abgeschaut und folgende 10 Wahlslogans für die Sozidemokratische Einheitspartei der Schweiz für das Wahljahr 2011 kreiert, gratis und freundschaftlich (ein Hobby-"Projekt" sozusagen; ich bin auch ein "Projektarbeiter"!):

10. Wir kämpfen verbittert für mehr Staat und weniger Bürger

9. Wir wollen die Unabhängigkeit der Schweiz nicht zerstören: wir möchten sie einfach gern nur noch im Landesmuseum als Ausstellungsobjekt sehen

8. Wenn Sie wollen, dass wir Sie ernst nehmen, ziehen Sie bitte nach Brüssel oder Berlin

7. Eines Tages wird all dies nicht mehr euch gehören!

6. Jede dritte Ehe wird geschieden, alle zwei Stunden wird ein Kind abgetrieben, jeden Tag kriegen 1200 Suchtkranke gratis Heroin vom Staat - das ist doch prima fortschrittlich so, nicht?

5. Bitte wählt uns! Keiner von uns kann in der wirklichen Jobwelt da draussen bestehen!

4. Worauf wollten die Gründer der modernen Schweiz 1848 hinaus? Jawohl, auf die Anti-Rassismus-Strafnorm. Nämlich!

3. Wir reduzieren den biologischen Fussabdruck der Schweizer, indem wir die Wirtschaft Job um Job schwächen...

2. Die Schweiz: wir wollen miterleben, wie sie zu Ende geht!

1. Wir wollen alles in dieser Schweiz verbessern, ausser für die Schweizer!

Was denken Sie liebe Barbesucher? Wer sollte Bundesrat werden? Und können wir das nicht besser entscheiden, als die 249 eitlen Elektoren im Parlament?

Freitag, 13. August 2010

Binsi-Wahrheiten

Kurz bevor Frau Althaus als neue Chefredakteuse bei einem Monatsmagazin den Lohn dafür kassiert, dass sie nun fast zwei mühsame Jahre lang wöchentlich etwa drei halbwegs schlaue Beiträge auf Mamablog veröffentlicht hat, kommt die andere Mamabloggerin und designierte Nachfolgerin der zwar feministisch angehauchten aber souveränen un letztlich Vollblutjournalistin bleibenden (also neutralen) Frau Althaus, Michele Binswanger, bereits ins Dribbeln.

Darauf aufmerksam gemacht, dass der gestrige Binsi-Blogeintrag von einem unlängst in einer anderen Publikation erschienenen Artikel abgekupfert ist, keift sie im Chor mit den

Scharfmachern um die Nonstop-Blogger/innen Pippi, Widerspenstige (alias Heidi Banz aus Basel) und dem alten Augie - aka der Kita-Fellini - gegen den Überbringer der Mitteilung. Das sind ja tolle Aussichten!

Höchste Zeit, sich mal mit Binswanger Michèle (Michelle war zu gewöhnlich, da musste ein Sonderzeichen hin) näher zu befassen. Wer dies tun will, dem sei geraten, ihren Auftritt in einer denkwürdigen SF-Club-Veranstaltung vom vergangenen Herbst zu studieren: dort diskutierten einige Künstler und freischaffende Schreiberlinge mit viel flexibler Tageszeit darüber, wieviel von den Eltern die Kinder denn so brauchen (es war damals gerade Kinder machen Fernsehen-Woche oder so ähnlich hiess das Ding).

Um es vorwegzunehmen: das Netzt gibt nicht viel über Binsi preis. Wer ist die Frau, die auf Mamablogs Seitenleiste im Trainerpulli schüchtern mit Rehaugen in die Kamera glotzt? Von der es noch weniger Bildmaterial gibt als von den Albrecht-Brüdern? Die an der Uni Basel Germanistik und Philosophie studiert hat (offenbar eine geeignete Vorbereitung zum Journalistendasein) und ihre ersten nachweisbaren Gehversuche in Basler Studentenmagazinen, Kunst- und Kulturpostillen und dann bei der BaZ machte? Und die seit einiger Zeit für Tagi/Newsnetz gelangweilt vom Opernball twittert oder sonst Mal ein Textchen schreibt.

In der Fernsehsendung begegnet uns eine extrem schlanke, seltsam gehemmt wirkende Frau. Die Diskussion verläuft ähnlich ziellos, wie manche Mamablog-Diskussion und Binsi profiliert sich auch dort eher unbeholfen und mit eher extremen Meinungen. Mit einem Augenaufschlag, der mal einen Mitdiskutanten tadelt, mal neckisch "wir verstehen uns" signalisiert. Eine Frau, die es sich gewohnt ist, dass Männer sie schön finden. Eine Frau, die eher Mühe hat, in ihrem baslerisch gefärbten Aargauerisch oder Zürcherisch klare Aussagen zu machen. Finde alles ich - aber machen Sie sich selbst ein Bild!

Sozialisierung ist wichtig und Basel ist ein linkes Nest. Eine rot-grüne Provinzstadt mit etwas Kunst und Kultur (wegen dem Chemiegeld) und einer altehrwürdigen Universität, an der sich komische Typen tummeln. Eine Stadt, die eine Anita Fetz hervorbringt, kann man nun wirklich nicht ernst nehmen.

Seien wir gespannt, was die neue Mamabloggerin vom Rheinknie mit ihrem Blog anstellt. Die Binswanger, die immer wieder unangenehm dadurch auffiel, dass sie in Diskussionen eingriff, vor allem wenn jemand niedergeschrien wurde (sie macht da gern mit und bezeichnet Blogger - wie mich - als nicht ganz hell), die Michèle also pflegt ja eher einen essayistisch-nabelschauigen Freestyle. So wissen wir von ihren Geburtswehen, ihrem Kletterhobby, ihren bald herzigen, bald zwangsoriginellen Überzeichnungen als wäre sie eine Comicfigur. Und so wissen wir seit kurzem auch, dass La Binswanger in ihrem Leben schon viele beschnittene Exemplare "begegnet" sind...- dies sagte sie zumindest in einem jener (vermutlich längst ausradierten) peinlichen Einwürfe zu einer unsäglichen Diskussion unter den Mamabloggistas zu Beschneidung. Danke Michèle, so genau wollten wir's nun auch nicht wissen.

Donnerstag, 12. August 2010

Haarsträubende Aussichten!

Ein (nicht übermässig ernst gemeinter) Beitrag von Bloggerin Eni.

Was waren das doch für Zeiten, als ich mit Inbrunst und Hingabe den Geschichten lauschte, in denen Gott die Welt erschaffen hat und sich Adam und Eva im Paradies tummelten.
Klar kamen mir relativ früh Zweifel wie das möglich sein kann, dass wir alle aus dem gleichen Guss sind, vor allem bei andersfarbigen Menschen, aber irgendwie habe ich die Einwände noch mehrere Jahre verdrängen können, bis ich mich dann mit der harten Realität abfinden musste.

Ich muss betonen: ich glaube nach wie vor an Gott (einfach nicht mehr in der althergebrachten Form), aber auch ich muss der Tatsache ins Auge blicken, dass wir mit grosser Wahrscheinlichkeit vom Affen abstammen. Meine Frage aber ist: muss man uns das denn unbedingt ansehen?

Klar, die Urmenschen brauchten das Fell um sich vor Sonne und Kälte zu schützten aber in den Zeiten von Sonnencreme, Zentralheizungen und C&A ist das doch wirklich nicht mehr notwendig. Bei Männern ist gegen Haare auf der Brust nichts einzuwenden, ebenso wenig wie unter den Armen, solange sie nicht zuviele oder zu lang sind, aber was um Himmelswillen soll den schön an Haaren auf dem Rücken
oder Schultern sein
? Was ist so toll daran, wenn im Zoo ein Gorilla ausbricht und die Männer in den Badis zu tausenden und abertausenden eingefangen werden und in Käfigwagen gesperrt werden, weil sie von Primaten nicht zu unterscheiden sind?

René Kuhn hat ja vor einiger Zeit eine Kolumne geschrieben, dass er aus Russland eine Frau imporieren musste, weil die Frauen in der Schweiz ungepflegt seinen. Droht uns Frauen bald das gleiche Schicksal? Müssen wir dann auch noch die Männer aus Russland importieren (keine Ahnung ob die weniger Körperhaare als Schweizer haben oder nicht) oder müssen wir uns an Asiaten halten?

Bei den Frauen ist es auch nicht anders: Unter den Achseln und aus den Bikinis lugen ausgewachsene Gryzzlibären hervor und an den Beinen sind die Haare so lang und dicht, dass man Zöfpe daraus flechten könnte. Wenn möglich haben sie auch noch einen Oberlippenbart auf den mancher Mann eifersüchtig sein könnte.

Ich finde solche Anblicke einfach nur unästhetisch und schmuddelig.

Was meinen Sie liebe Leser: sind meine Ansichten übertrieben oder finden auch Sie solche Aussichten zum Haareraufen?

Montag, 9. August 2010

Standby

Liebe Freunde, Kollegen, Feinde, Stalker und Idioten,

in Bälde verwöhnt Orlando's Bar das Publikum wieder mit harten Drinks, faulen Sprüchen, ätzender Polemik und guter Laune! Versprochen!

Haben Sie einige Zeit Geduld und die Faust des Kosmos haut wieder kräftig auf den Tisch und die brüllend laute Stimme der Wahrheit lässt wieder die Zauderer und kuscheligen Weicheier erschauern und zusammenzucken.

Im Moment habe ich echt allzuviel sonst um die Ohren. Bedient Euch selbst ihr Jünger und brechet vom Brot und leeret die Kühlschränke. Ich entschuldige mich für mein sieches Gastgebertum und gelobe, bald wieder mitzuzechen!

Bei Mäxu änen erholt sich das Sommerloch langsam von sich selbst und dort wechselt auch das Design ständig - von Herbstbrücke zu Nichts zu Zuchtblumen. Es ist also dort momentan garantiert spannender als bei mir hier. Ausserdem diskutieren dort interessante Menschen, die was zu sagen haben.

Dixi. Buona Notte!

Samstag, 31. Juli 2010

La Suisse et Le Parfait

"It is sometimes easier to fight for principles than to live up to them" (Adlai Stevenson 1900-1965)

Stevenson war der US-Amerikanische Diplomat und UNO-Botschafter seines Landes, der im Gange der Kuba-Krise 1963 im UN-Sicherheitsrat den sowjetischen Abgesandten zur Rede stellte und vor der Welt lächerlich machte, als dieser noch immer zu leugnen versuchte, dass es auf Kuba sowjetische Mittelstreckenraketen gab. Er sei bereit, zu warten, bis der Russe seine Beweise bringe, "until hell freezes over!" (bis die Hölle gefriert). Die braven Sowjetbürger sassen damals in ihren engen, kalten Mehrpersonenhaushalten mit ihren traurig-heroischen Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg und wussten von der ganzen Sache: nichts. Da war keine Presse, es gab kein Medium, das frei und kritisch berichten konnte, was im Arbeiterparadies oder in der Welt geschah. Die einzige Zeitung - die Pravda ("Wahrheit" - ausgerechnet) schrieb über eine Wirklichkeit, die dem Zentralkommittee genehm war, eine Wirklichkeit die es in Wirklichkeit gar nicht gab!

Freie Presse, freie Wohnort- und Berufswahl, freie Wahlen und eine freie Zivilgesellschaft in der diskursiv ermittelt wird, welche Projekte, Ideen und Experimente man als Gemeinschaft wagt - das gab es in Russland damals nicht. In der Schweiz zur gleichen Zeit aber schon. Die Schweiz hätte es im Gegenteil gar nicht gegeben, hätten die Schweizer, die Bürger dieses Landes sich solche Freiheiten nicht erkämpft. Das war damals nur drei, vier Generationen davor. Ganz Europa hatte hysterisch gekichert, als die Schweizer sich eine demokratisch-freiheitliche Verfassung gaben.

Unsere Verfassung und unser Staat ist geblieben - wo sind jene, die damals lachten? Man kann sie im Geschichtsbuch suchen, der Rest ist bekannt.

Und wieder stehen wir am Scheideweg: ganz Europa scheint über diese störrischen, hoffnungslos rückständigen Schweizer zu lachen, die lieber den beschwerlichen, unsexyen, "unmodernen" Weg als Aussenseiter gehen - wie unpassend!

Alle Schweizer? Nein, ein kleines Grüppchen von Chefintellektuellen in den Schreibstuben der Nation im Verbund mit ein paar Künstlern und Euroturbos unter den Volksvertretern arbeiten hart an der Abschaffung unseres Landes und höhnen am lautesten über den dummen Tubel von Bürger, der einfach nicht wahrhaben will, dass der bequemere Weg auch der bessere Weg ist.

Fast scheint es, in Umkehrung des Spruchs von Adlai Stevenson, dass es heute einfacher ist, Prinzipien zu leben, sprich: die Vorteile des "Sonderfalles", eines freien, unabhängigen und reichen Landes zu geniessen. Beim geringsten Widerständchen aus dem Ausland sofort das Sturmgewehr im Zeughaus zu deponieren und mit weissen Leintüchern die Kapitulation zu erklären und mit Tränen der Dankbarkeit sich der Apotheose, dem Aufgehen im hlg. röm. Reich europäischer Nation sehnsüchtig hinzugben. Komm o Grosser Karl und schwängere mich mit deinem bürokratischen Pfahl, reiss mich in ghaddaffische Stücke und lass mich in süsser Selbstnihilierung glühend den Speichel seliger Dazugehörigkeit lecken und den Odem ganz europäischer Gewöhnlichkeit schnüffeln. Schmacht!

Ist es nicht tatsächlich so, dass der Pazifist Stevenson hier und heute in seiner Umkehrung wahr ist: Es ist einfacher Prinzipen zu leben und sie für selbstverständlich zu nehmen, aber wenn es darum geht, für sie enzustehen, um sie zu kämpfen und zu verteidigen, dann hängt das helvetische Schnäbi ganz tief (oder bammelt mehr so vor sich her, weil man es gewiss per autonomem Nachvollzug bereits auf EU-Norm heruntergeschrumpft hat)?

Was denken Sie? Sollten wir uns aus dem engen Gefängnis unseres Schweiztums befreien? Oder hatte Urs Paul Engeler recht mit seiner Feststellung: "Die Schweizer sind heute eine Ansammlung von Menschen, die sich amüsieren wollen, möglichst ohne Widerstände und jedem bei jeder Gelegeheit zu verstehen geben, dass sie nichts lieber als gleich wie das Ausland wären"? Wäre es da nicht besser, wir beenden das Experiment Schweiz und werden ganz normale EU-Bürger?

Um auf die Schweizer des Jahres 1963 zurückzukommen: meinen heutigen Eintrag widme ich aus gegebenem Anlass einer schweizerischen Spezialität sonder gleichen, die es so nirgendwo gibt, und zwar seit 60 Jahren!

Le Parfait symbolisiert für mich alles was Schweizerisch ist:

- Sparsamkeit (keine Paté sondern Hefe als Grundbestandteil)
- Charme (sämig, nicht zu würzig, nicht zu fettig, nicht zu klotzig, nicht zu bunt)
- Fleiss und Innovation (im Krieg aufgrund von Knappheit entstanden)
- Interkulturalität (wer hat's erfunden? Ein Welscher.)
- Pragmatismus (le Foie dans le Tube? Les Francais rümpfe les Nazes!)
- Modernität (es gab mit der Zeit eine Gelbe mit Geflügelleber, eine Vegi und eine Thunfisch)
- Erfolg (erst Schnapsidee eines Studenten, später kaufte es Nestlé)
- Tradition (lange ein Familienbetrieb im Freiburgischen)
- Integration (ob Kroate aus Basel oder Tamile aus Brig - jeder kennt es! Jeder mag es!)
- Sozial (liegt beim Millionär genauso wie beim Strassenwischer im Kühlschrank)
- Weltoffenheit (überaschen Sie mal Freunde aus dem Ausland damit...!)
- Vielseitigkeit (fürs Canapé genauso wie fürs Picknick)
- Freundlichkeit (es kommt noch ein Schlaargg wenn man die Tune fachmännisch auspresst)
- Chic, ja fast Eleganz (siehe Bilder)
- Amicable (die Tube wandert im Kreis beim Picknick)
- Sexy (der Gentleman schweigt. Stichwort: Frühstück im Bett...!)


Ihne en schöne erschte Auguscht! Until hell freezes over!

Donnerstag, 29. Juli 2010

Patchwork - Achtung, es droht Gefahr!

Frau Binswangers selbstverliebte und gekünstelte, nur mässig witzige Beschreibung ihrer Schwangerschaft und Geburt zieht ein, zwei müde Kommentare an, trotz Regen und Kälte. Die ganze laufende Woche über hatte unser geliebter Blog von Müttern, die sich nicht in ihre Mütterrolle drängen lassen möchten, etwa hundert Kommentare. Da hatten ich und Max ja fast mehr, wenn man bedenkt, dass wir keine Profis sind und keine so grosse Fangemeinde haben.

Nun, wir setzen eben auch auf Qualität statt Masse. Und nun erreicht mich folgende interessante Meldung:

Es gibt eine Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen über das „Täterprofil“ in punkto sexueller Mißbrauch. Religionszugehörigkeit hat keinen Einfluß auf die Mißbrauchs-Häufigkeit: sexueller Mißbrauch kommt in katholischen, evangelischen oder konfessionslosen Familien im wesentlichen im gleichen Ausmaß vor.

Von großer Bedeutung für die Häufigkeit sexuellen Mißbrauchs ist jedoch die Frage, ob der Täter ein biologischer oder „sozialer“ Vater ist. "Zu den Tätergruppen gehören vor allem Vaterfiguren" (neue Lebenspartner der Mutter, Stiefväter etc.), schreibt Sabine Neumann in ihrem Buch „Sexueller Mißbrauch“. Hingegen ist der Anteil der leiblichen Väter erstaunlich gering: „Bei den Familienmitgliedern sind Väter am wenigsten an sexuellem Mißbrauch beteiligt: etwa zu 2%.“

Andere Studien belegen: jedes sechste Mädchen, das einen Stiefvater hatte, wurde von diesem vor ihrem 14. Lebensjahr sexuell mißbraucht, hingegen erfuhr „nur“ jedes fünfzigste Mädchen sexuelle Übergriffe vom leiblichen Vater.

Bei den vor allem im linken Lager vielgepriesenen Patchwork-Familien sieht es punkto Mißbrauch zappenduster aussieht. So wurden 32 Prozent der Kinder in England und Wales, die bei mindestens einem Stiefelternteil aufwuchsen, Opfer einer Misshandlung – und in Finnland gaben 1996 fast vier Prozent der befragten fünfzehnjährigen Mädchen an, vom Stiefvater missbraucht worden zu sein, während 0,2 Prozent ihren leiblichen Vater beschuldigten.

Ein mehr als peinliches Ergebnis für alle jene, die sich einbilden, auf der Höhe der Zeit zu sein, wenn sie „alternative Familienformen“ verherrlichen, heutzutage gern als „Patchwork“ bezeichnet: klingt es doch so locker und kreativ wie ein bunter Flickenteppich – im Unterschied zur normalen bzw „traditionellen“ Familie mit ihrem angeblich „festgefahrenen Rollenbild“ und fehlenden „Flexibilität“ etc.

„Scheidung macht Kinder zu Opfern und Spielbällen der Eltern", schreibt schreibt der Neurologe und Psychiater Dr. Bertrand Flöttmann in seinem Buch „Steuerrecht des Lebens“. "Die Augenwischer verharmlosen das Unglück von Beziehungsabbrüchen. Sie wollen nicht wahrhaben, daß eine zerbrochene Familie keine Familie mehr ist. Scheiden tut weh. Eine verwöhnende Erziehung, Vernachlässigung und die schmerzhafte Trennung der Eltern führen zu psychischen Störungen beim Kind. Hierzu gehören erhöhte Aggressivität, neurotische Fehlhaltungen und verringerte soziale Kompetenz.“ Und: "Scheidung führt oft dazu, daß ein fremder Mann in die zerbrochene Familie tritt. Das Risiko des Kindes, einen sexuellen Mißbrauch durch den Stiefvater zu erleiden, steigt um das Sechs- bis Siebenfache im Vergleich zum leiblichen Vater.“

Wäre es nicht gerade jetzt – angesichts der aktuellen Mißbrauchsdebatte – hoch an der Zeit, über diese eindeutig belegten Zusammenhänge nachzudenken und die Patchwork-Familie endlich kritisch zu hinterfragen? Stattdessen wird ausgerechnet die katholische Kirche attackiert, als sei sie eine „Hochburg des Mißbrauchs“. Dabei ist es gerade die kath. Kirche, die – ganz im Widerspruch zum Zeitgeist – an der Unauflöslichkeit der Ehe festhält und die Wiederverheiratung von Geschiedenen ablehnt.

Als weitaus ehrlicher im Vergleich zur üblichen linken Szene erweist sich auch hier Deutschlands bekannteste Feministin Alice Schwarzer – und das bereits vor 8 Jahren! In ihrer Zeitschrift „Emma“ Nr.10 / 1992 schrieb sie in ihrem Editorial erstaunlichen Klartext und räumte offen ein, daß Fakten und Hintergründe in Sachen Patchwork sie zum „Umdenken gezwungen“ haben, auch hinsichtlich des vielgerühmten „neuen Vaters“ und der „freien Beziehungen“:

„Heute heiraten immer weniger Paare – und die Mehrheit aller Kinder muss damit rechnen, über weite Teile ihrer Kindheit mit mindestens einem nicht-biologischen, also einem sozialen Elternteil aufzuwachsen; seltener nach Adoption und meist nach Scheidung oder Trennung.“

Aus ist es mit dem Traum von den Vorzügen „alternativer Familienformen“, denn der Traum wurde zum Alptraum. Eins der „Lehrstücke“, die Alice Schwarzer – eigenen Angaben zufolge – umdenken ließen, war die allzu wahre „Parabel vom großen Regisseur mit dem kleinen Mädchen“, genauer: die Story vom „sozialen“ Vater Woody Allen, der eine sexuelle Beziehung zu seiner Adoptivtochter Soon Yi einging, was erst nach vielen Jahren bekannt wurde.

Alice Schwarzer ist schlicht entsetzt: „Allen sieht überhaupt kein moralisches Problem – und Soon Yi zeigt sich an seiner Seite triumphierend der Presse. Da ist kein Zögern, kein Wort des Bedauerns, kein Mitleid und auch keine Scham. Wie skrupellos ist der 56-jährige Allen? Und wie kaputt ist die 20-jährige Soon Yi?“

Seelisch kaputt ist auch die Mutter von Soon Yi, die mit Woody Allen ohne Trau-schein zusammenlebte – auch dazu äußert sich Schwarzer recht skeptisch: „Allen und Farrow konnten es sich moralisch wie materiell leisten, unverheiratet zu sein und in zwei Wohnungen zu leben, diesseits und jenseits des Central Parks. Ihr Lebensmodell war zum Vorbild für das fortschrittliche Amerika geworden. Ihr Scheitern muss eine Warnung für alle sein.“

Am Schluß stellt Alice Schwarzer klar die Frage: „Müssen Mütter aus dem Fall Allen den Schluss ziehen, dass soziale Väter gefährlich sind? In der Tat zeigen neue Statistiken: der sexuelle Missbrauch kommt in Pflege-familien noch häufiger vor als in “Bluts”-Familien. Sicher, auch biologische und verheiratete Väter vergreifen sich an ihren Kindern, aber sie tun es wenigstens nicht triumphierend und im Licht der Öffentlichkeit.“

Wenn jemand etwas dazulernt, ist das immer gut – wenn er dies sogar öffentlich zugibt, noch besser. Danke, Alice Schwarzer!

(Nachweise, Quellen und Links auf Anfrage)

Dienstag, 27. Juli 2010

Am Nachmittag Aufhellungen...

Eilmeldung! -- Eilmeldung! -- Eilmeldung! -- Eilmeldung! --

UBS: unsere liebste pöhse pöhse Bank ist auf Erfolgskurs und hat ihre Schulden zurückbezahlt! Bund und Nationalbank haben kräftig profitiert. Viel Lärm um nichts?

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Max hat heute etwas zur Tragödie in Duisburg.

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Wenn man eine Lüge nur oft genug wiederholt, glaubt sie vielleicht allmählich jemand...nach diesem Prinzip verfährt die Tagesanzeiger/Newsnetz-Journalistin Olivia Kühni. In ihrem Schmierenstück über die Autorin Eva Herman rollt sie die alte Geschichte nochenmal auf und käut Falschheiten wieder, die mittlerweile gerichtlich widerlegt sind: Die Herman hat nachweislich nie die Familienpolitik der Nazis gelobt noch hatte ihr Rauswurf bei Kerners Talkshow etwas mit ihren Aussagen zu tun (er war geplant und inszeniert)!
Fairness, Objektivität, saubere Recherche - wo seid ihr geblieben?
Kühni beweist damit, dass einigen grenzdebilen Schreiberlingen beim SP-Kampfblatt "Tagesanzeiger" jedes Mittel recht ist, ihre Agenda zu pushen.

Lesen Sie im Beitrag auch die Kommentare: auffallend viele Leser sind mit Eva Herman einig.

Freitag, 23. Juli 2010

Grüezi im Kanton Württemberg - und ein Buchtipp

Adolf wollte die Schweiz zum Schluss mit der Berliner Feuerwehr einnehmen - es kam anders! Aus Tausend Jahren wurden nur Zwölf und die Schweiz lebt weiter fröhlich vor sich her als der Welt liebstes Stachelschweinchen. Und nicht mal schlecht.
So unschlecht, dass viele in den Nachbarländern entweder hierherziehen oder sich vom sozialistischen Joch ihrer Zentralregierungen und dem bürokratischen Monster EU zu befreien vorstellen können, indem sie sich der Schweiz anschliessen. Jetzt hat bekanntlich ein Schweizer Politiker eine Idee lanciert, wie das Erolgsmodell ausgeweitet könnte (Verteilung und Mehrung des Reichtums und der Demokratie).
Welchen üerraschenden Widerhall das in der deutschen Presse auslöste ist in der "Welt" nachzulesen.

(p.s.: vor allem die Kommentare empfehle ich wärmstens zur Lektüre, man lernt dabei mehr als wenn man den manipulativen Stimmungsmacher-Kritzeleien der linksradikalen Auslandskorrespondenten im Tagi oder am Schweizer Fernsehen liest/anhört. )

Können Sie sich einen Cantone d'Aosta vorstellen? Le Canton d'Alsace oder einen Kanton Schwarzwald? Und wollen wir das überhaupt? Wie sieht die Zukunft eines "Europas der Regionen" aus?

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Soeben am Radio aufgeschnappt: die moderne Frau im Stress zwischen im Beruf erfolgreich sein müssen und eine glückliche Familie aufziehen müssen. Was vor einem halben Jahrhundert in vielen Fällen selbstverständlich war - die modernen, emanzipierten, gleichberechtigten Frauen mit Nehmer-Qualitäten überfordert es zusehends!

"Gleich, Schätzchen" Erzählungen von der britischen Autorin Jane Simpson, 239 S., aus dem Englischen von Thomas Bodmer, KEIN & ABER Verlag

Donnerstag, 22. Juli 2010

Orlando's Iced "Vichissoise"

Statt aufgewärmter Suppen, wie im Mütter-Weblog, gibts bei Orlando eines der leckersten Sommerrezepte, die man sich denken kann. Man sollte bekanntlich die Dinge nicht so heiss essen, wie sie gekocht werden. Daher hier ein grossartiges Rezept aus dem Lyonnais für eine kalte Sommersuppe, leicht und doch nahrhaft, für Leute, die nicht immer nur katalanische Gazpacho schlürfen wollen - herzhaft und doch geschmeidig und elegant!


Für (mind.) 4 Portionen nehme man:

800 g mehligkochende Kartoffeln
3-4 grosse Stangen Lauch (nur das weisse)
2-3 Liter Hühnerbrühe*
1 Bund glatte Petersilie
3-4 dl Saucen- oder Kaffeerahm
(beachte: Vollrahm ist zu fett; und ja nichts Saures, also kein Quark oder Crème fraiche aus der Migros!)
Olivenöl
2 Zitronen

Kartoffeln schälen und klein würfeln. Gut abwaschen (es sollte möglichst wenig Stärke mitgehen). Vom Lauch nur das Weisse nehmen und fein schneiden. Lauch kurz in etwas Butter in einem grossen Topf anziehen lassen, Kartoffeln dazugeben – bitte keine Zwiebeln zugeben (obwohl viele Rezepte dies vorsehen). Kalte Hühnerbrühe dazugiessen, bis Gemüse bedeckt ist. Unter dem Deckel leise köcheln lassen, ca. 20 Minuten. Zwischendurch Brühe nachschütten, falls nötig (Gemüse sollte immer knapp bedeckt sein). Gut abschmecken.
Suppe etwas erkalten lassen und anschliessend im Mixer stark pürieren. Wichtig: es sollte nicht zuviel Flüssigkeit haben, Die Suppe sollte sämig sein aber flüssiger als ein Porridge. Notfalls Brühe dazugeben.
Zur Suppe den Rahm geben und sanft unterrühren. Wenn noch Flüssigkeit benötigt wird, etwas Milch dazugeben.

Die Suppe kaltstellen. Sie sollte wirklich sehr kalt auf den Tisch kommen. In Tellern anrichten und von Hand Zitronensaft darüberträufeln. Das gleiche mit bestem Olivenöl tun und zum Garnieren kleingehackte Petersilie und Schnittlauch zugeben.

Mit gutem Weissbrot oder Toast und Butter servieren. Begleitet mit Charcuterie (geräuchte Wurst!) und Antipasti, kann die Vichissoise die Hauptrolle in einem einfachen Sommerznacht spielen. Im Winter isst man die genau gleiche Suppe natürlich heiss.

Dazu passt ein gehaltvoller Weisswein. Nichts allzu Sonnenverwöhntes mit üppiger Frucht aber einen Chablis oder einen guten Fendant, warum auch nicht wieder einmal ein Gewürztraminer!

Tipp: Ich servierte sie zur grossen Freude meiner Gäste einmal als Teil eines Kalte-Suppentrios als ersten Gang eines Gourmet-BBQs (mit Gazpacho und kalter Gurken-Dill-Suppe) – mit je einer Zugabe in den kleinen Suppenschüsselchen: einen grossen, in Campari marinierten Shrimp zur Gazpacho, Räucherfisch zur Gurkensuppe und zwei Scheiben grillierter Saucisson Vaudoise zur Vichissoise. Lecker!

Dienstag, 20. Juli 2010

Fürze aus dem Sommerloch und Seine Exzellenz, der Botschafter

Eine Art vorgezogene 1.-August-Rede aus aktuellem Anlass.

Es ist heiss, ausser den sonderbaren Herren mit sonderbaren Hobbys (Kachelmann, Roderer und Polanski) ist nichts los, der Mamablog bietet seinen Fans nichts als "aufgewärmte Suppen" (Cara Mia), die keiner essen will und in Südafrika hat es sich ausgetschuttet.
Letztes Jahr hatten wir immerhin Piraten am Horn von Afrika und die beste Armee der Welt, die als Marine hätte hingeschickte werden sollen. Dann gab es da ein Bundesratsgesicht, das in Tripolis verlustig ging. Im Jahr davor trieb ein durchgeknallter Armeechef sein Unwesen im Blätterwald und brachte einen überfälligen Landesvater zur Entgleisung. Oder wenigstens gab es einen richtigen Krieg in Nahost. Im Jahr 2007 machten die CVP und die SP einen etwas vermurksten Wahlkampf mit den seltsamen Themen Roschacher und GPK. Und dieses Jahr?

Nicht einmal der Rücktritt zweier Bundesräte entlockt dem Publikum mehr als ein müdes Gähnen. Ein idealer Zeitpunkt also für die Vierte Macht im Staate ahnlich wie die Mamabloggerinnen ein altes Thema aufzupäppeln, so quasi als Trockenübung, nur um zu sehen, ob die Eidgenossen immer noch so ein störrisch Volk von Eseln sind, für die man es hält in der linksliberalen Presse dieses Landes. Wahrscheinlich hoffte man, während der vergangenen zwei Krisenjahre mit UBS-Debakel, Finanzkrise, Bundesrats-Zoff und Libyen-Krise seien Herr und Frau Schweizer etwas mürbe geworden und ihr Irrglaube an den Sonderfall habe nun endlich, endlich Schrammen abbekommen.

Die Übungsanlage geht wie folgt: irgend ein nützlicher Idiot macht eine Bestandesaufnahme und analysiert scharf, der EU-Beitritt muss wieder aufs Tapet. So wie immer, wenn aus der EU etwas Druck auf die Schweiz ausgeübt wird, werfen sich die Zürcher Journalisten als erstes in die Schlacht und fordern die bedingungslose Kapitulation der Schweiz, "es musste ja so kommen", "wir haben es ja schon immer gesagt", "die Aussichten sind düster". Das beliebteste Argument aber ist: man nachvollziehe ja schon heute, dann könne man ja geradesogut der EU beitreten! Das ist dann, wie wenn ein Arzt dem leicht verschnupften Patienten rät, er solle doch gleich die Lungenentzündung kriegen...wozu eigentlich?
Die Linken haben übrigens ein Talent, bei Volksentscheiden zu trötzeln und es ein paar Jahre später einfach nocheinmal zu probieren: Armeeabschaffung, Atomenergie, EU-Beitritt, mehr Drogen, mehr Sozialismus statt solide Sozialwerke. Aber Herr und Frau Schweizer bleiben selbst beim Sünnelen in der Badi cool. Supercool. Es geht uns so gut, wie noch niemals zuvor, wir lassen es uns so gut gehen wie nie zuvor und wir wollen, dass es unseren Kindern noch besser geht.

Da kann dieser Geck von EU-Botschafter wiedermal als arroganter Mini-Metternich auftreten und dieser anämische Belgier Rompuy den Frust über den Zerfall seiner Heimat an der kleinen Schweiz auslassen - uns ist es sowas von gleich.
Ich erfreue mich wirklich an der Coolness der Schweizer und Schweizerinnen!

Ahh, ist es nicht schön, in einem Land zu leben, wo die (leider allzu häufig dem lieben Frieden zuliebe schweigende) Mehrheit pragmatisch und nicht ideologisch denkt und handelt?
Was denken Sie? Sehen Sie auch Wolken am Horizont aufziehen? Sollten wir nicht besser der EU beitreten, wie das die scheinbar intelligenteren 25% des Bevölkerung fordern? Sollten wir unseren Kindern zuliebe dort mitmachen?
Ach ja, da dies ja eine patriotische Rede ist, zum Schluss noch dies: ich bin stolz auf dieses Land und auf seine Bewohner!

p.s.: ich bin dem Arsch von EU-Botschafter Reiterer übrigens fast mal an die Gurgel. Vor etwa drei Jahren brachte ich meinen Göttibub zum Haareschneiden zu Coiffeur Gidor an der Bundesgasse in Bern. Der kinderfreundliche Coiffeur hat seine Eingangstüre gleich neben jener der Botschaft der Europäischen Union in Bern. Um zum Coiffeur zu kommen muss man drei Stufen von der Strasse hoch und auf ein Bödeli in einem Eingangsbereich. Der Kleine war damals noch mit Kinderwagen unterwegs, so murkste ich den also da hinauf und stellte ihn in besagtem Eingangsbereich hin, da im Coiffeurgeschäft kein Platz dafür ist.
Auftritt Martin Reiterer, seine österreichische Eminenz, der Botschafter der Europäischen Union in der Schweiz. Der Mann, der bei jedem Casting zu Tell-Freilichtspielen vom Fleck weg als Gessler verpflichtet würde, ohne dass man sich weitere Bewerbungen für die Rolle anschaut. Wohl angesäuselt von irgendeinem Apéro mit gleichgesinnten Parlamentariern, schreitet er forsch, fast wie als ritte er auf einem hohen, sehr hohen Ross, die Stufen herauf und bleibt fassungslos stehen: ein Kinderwagen mitsamt pausbäckigem Helveterkind und einem impertinenten, primitiven Eidgenossen - der sich, trotzdem er den Hühnen aus dem Augenwikel bemerkt und identifiziert hat, alle Zeit lässt den Knirps gemütlich aus dem Wagen herauskrabbeln und ins Innere des Ladens gehen zu lassen. Solche rückständigen Bergbauern versperren ihm, dem Abgesandten des hlg. röm'schen Reichs Karls des Grossen, seiner Magnifizenz, dem hohen Botschafter Gross-Europas den Weg zu seiner Residenz! Ungeheuerlich sowas, das sagte Herrn Reiterers bös funkelnder Blick.
Als das Kind im Laden ist und der komische Schweizer den Wagen von der Türe gemächlich weggeschoben hat (gemächlicher als er könnte), bedeutet er der Magnifizenz mit einem freundlichen Lächeln, dass der Weg nun frei ist. Des Angelächelten Nüstern heben sich, er schüttelt demonstrativ den Kopf, scheint etwas in sich hineinzumurmeln und macht sich an seinem Schlüsselbund zu schaffen. Er findet den Schlüssel nicht sofort und während er da immer noch klimpert, wird der Botschafter des frechen Kuhschweizers Gewahr, wie dieser süffisant lächelnd ihn immer noch anstarrt. Da wirft der Botschafter dem niedern Bergbauern einen Blick zu, der diesen wohl vor Ehrfurcht in sich zusammensacken lassen sollte, leider ohne Erfolg. Also taxieren seine Hoheit zuerst mit wütend verkniffeen Stirnfalten den Mann, dann den Kinderwagen und dann verächtlich nochmals den Mann.
Da auch dies das nunmehr höhnische Lächeln von den Lippen des Schweizers nicht wegbringt, öffnet der Botschafter endlich energisch die Tür und verschwindet rasch im Inneren des Treppenhauses.
Der primitive Schweizer denkt heute, falls seine Exzellenz auch nur ein Wörtchen gesagt hätte, wäre die Replik inetwa gewesen: "Willkommen in der Schweiz du Arschloch!". Oder irgendetwas noch Dooferes wie: "In der republikanischen Schweiz haben Kinder und Kinderwagen Vortritt vor aufgeblasenen Diplomaten!"
Oder - wenn auch weniger wahrscheinlich - hätte der "Blick" am nächsten Tag titeln können: "Handgemenge - EU-Botschafter Reiterer von Kinderwagen am Kopf getroffen. Täter (39) geständig, er handelte aus patriotischen Motiven".

Sonntag, 18. Juli 2010

Rückkehr zur Verbotsgesellschaft

Leben in Freiheit heisst mit Verantwortung weise und ökonomisch umgehen. Die Feinde der Freiheit möchten die Bürger seit je lieber wie Kinder behandeln, denen zuviel Freiheit nicht zuzutrauen ist. Diese neuen Totalitaristen sind heute auf der linken Seite des politischen Spektrums zu verorten.

In der offenen, pluralistischen, lebendigen Stadt, in der ich lebe, in dieser Stadt, wo der Bänker und der Sozialhilfeempfänger, die Putzfrau "mit Migrationshintergrund" und die Versicherungskauffrau im gleichen Tram zur Arbeit fahren und dabei eine gewisse Lockerheit, Eleganz und auch Toleranz an den Tag legen, in dieser grössten Stadt eines kleinen Landes, wo Erfolg möglich ist und auch gefeiert wird, lässt sich gut leben. Hier atmet eine Weltoffenheit, wie man sie in den meisten anderen Städten der Schweiz vermisst!

Der sehr fähige Journalist Jean-Martin Büttner rieb sich - anlässlich seiner Rükkehr an die Limmat nach Jahren in Genf und Bern - in einer Tagesanzeiger-Kolumne (hier leider ohne Link) vor ein paar Tagen verwundert die Augen: die Stadt, die er von seiner Zeit als Jugendunruhiger in den Achtzigern als Hort asozialer Finanzgnome und verstockter Füdlibürger kannte, diese kalte Wirtschaftsstadt hat sich zum lebenswerten, genussvollen und kreativen Wunder gewandelt, das die halbe Schweiz wie ein Magnet anzieht und über die Landesgrenzen hinaus strahlt.

Am Anfang der Neunziger Jahre stand die faktische Aufhebung der Polizeistunde mit einer liberalen Bewilligungspraxis für Beizen, Clubs und Veranstalter jeglicher Art. Der Sektor boomte, Zürich wurde zur Party-Metropole. Der sozialdemokratische Stapi Elmar Ledergerber vermarktete die Stadt geschickt und holte einige Megaevents an die Limmat und dem Kulturzirkus wurde jenen Stellenwert zuteil, den er in einer solchen Stadt innehaben muss.

Aber die griesgrämigen Gnomen sind nicht verschwunden. Sie ziehen sich heute einfach ein linkes Gewändchen an, ihnen ist die ach so kommerzialisierte Gegenwart ein Dorn im Auge. Freude ist des Teufels! Jeder Franken, den jemand an jungen Leuten verdient, die sich doch einfach nur amüsieren wollen, wird mit Argwohn betrachtet, das sündige Treiben veursacht nur Probleme und wer daran noch verdient, ist gewiss ein besonders niederträchiger Geselle - die genüssliche öffentliche Hinrichtung des Carl Hirschmann (Jude und Sohn neureicher Eltern) war ein Lehrstück, wie dieser alte neue Konservatismus funktioniert.

Ja, es gab bei Messerstechereien Verletzte, es gab Schlägereien im ehemaligen Industriequartier hinter den sieben Gleisen, in dem sich Club an Club reiht. Es gab eines Samstagnachts unlängst sogar einen nach einer Messerstecherei unter Jugendlichen tödlich Verletzten.

Aber im Grossen und Ganzen ist Zürich eine sehr sichere Stadt mit viel Lebensqualität und dies dank des kulturellen und des Freizeitangebots, weswegen sie auch in internationalen Rankings immer wieder in den ersten Rängen landet.

Das interessiert die Gnomen beim Tagesanzeiger natürlich nicht. Lieber bauschen sie rechtzeitig zum Sommerloch die Probleme auf und fordern wieder mehr Ordnung und Ruhe. Und als nützlichen Idioten treibt der Tagesanzeiger den Strafrechtsprofessor Martin Killias auf, der die "Wiedereinführung der Polizeistunde empfiehlt.

Weil in der S-Bahn die Leute zuviel Abfall in den Ghüderkübel werfen, montiert man diese

kurzerhand ab. Wenn drei Tage lang das grösste Volksfest des Landes mit zwei Millionen Besuchern tobt, dann bringt es der Tagi fertig, danach drei Tage lang über die Abfallmengen zu jammern, die beim letzten Züri-Fäscht vor drei Jahren leicht geringer ausgefallen waren.

Überhaupt scheinen beim Wort "Abfall" zwinglianische Urängste bei einigen Zürchern aufzubrechen. Leben produziert Abfall, und intensiv leben noch viel mehr - get over it!

Und von links bis rechts stürzen sich die Biedermänner und -frauen auf einen Wirt, der auf dem Hausberg ein paar Quadratmeter halt gegen das restriktive Baureglement überbaut, damit die Touristen und Familienausflügler dort oben auch eine Portion Pommes Frites oder eine Bratwurst essen können und nicht im teuren Restaurant mit weissen Tischtüchern viel Geld ausgeben müssen. Grüne Konservative, die am Zürichberg Eigentum haben, treten auf den Plan, um auf dem Üetliberg ein drohendes "Disneyland" zu verhindern.

Beim "Bottelon" vor zwei Jahren waren die linken Lustfeinde und bürgerlichen Kontrollfreaks wochenlang im publizistischen Ausnahmezustand wegen ein paar Tausend Jugendlichen, die sich zum sinnlosen Saufen verabredeten. Die oberste Polizistin der Stadt nannte die Teilnehmer damals sogar "krank im Hirn".

Und weil Zürich mittlerweile die Partystadt der ganzen Deutschschweiz ist, zieht das halt Jugendliche an, die lieber ein Bisschen am "HB" rumhängen und Bier aus Blechdosen konsumieren (statt dafür ein kleines Vermögen auszugeben in einem der Clubs).

Was mich stört, ist weniger die Haltung, Missstände - die es zweifellos gibt - zu bekämpfen. Mich stört, dass man vor lauter Gutmenschheit nicht mehr klare Regeln im Alltag aufstellt und nötigenfalls konsequent durchsetzt - ja auch mit Polizeigewalt - sondern gleich damit droht, das ganze liberale Konzept aufzuheben, weil sich einige daneben benehmen. Die grosse Mehrheit soll wegen der Wenigen auf ihre Freiheit vezichten.

Auf der anderen Seite werden der Polizei seit Jahren die Hände gefesselt. Stattdessen schickt man ein lächerliches Gschpürschmi-Trüppchen los, das am Samstagabend den Jugendlichen gut zuredet und ihnen sagt, sie sollen doch bittesehr die Bierbüchsli in den Abfallkübel werfen.

Am besten fand ich vor Jahren den Anschlag in meiner Uni-Bibliothek: "Die Bibliotheksbenutzer werden aufgefordert, draussen zu rauchen. Wenn bis zum 31. des Monats noch drinnen geraucht werden sollte, wird seitens der Bibliotheksleitung ein Rauchverbot für das ganze Gebäude erlassen!"

Wir verbieten mal und wenn das nicht zieht, machen wir ein Verbot. Alles klar?