Cocktails, gebrannte Wasser, Zigarrendunst -- die Gespräche an Orlandos Bar drehen sich um Medienkritik, Kultur, Philosophie, um Gesellschaftspolitik, Religion, Familie und Erziehung, um Mann und Frau -- und ums Kochen. Gejammer, Gelächter, Angeberei sowie gepflegte Beschimpfungen sind an der Tagesordnung.



Samstag, 19. März 2011

Die verbotenen Cartes Blanches - Wahrscheinlichkeitsrechnung mit Fufi

Anstelle eines Wortes zum Sonntag (doch doch, auch das gibts hier gelegentlich!) hier eine sehr bedenkenswerte Betrachtung aus hochaktuellem Anlass. Autor ist der allseits bekannte Mamablog-Kommentierer Fufi.


Zur Sicherheit von Atomkraftwerken

Zuvörderst: Ich glaube nicht, dass der aktuelle Energieverbrauch - sprich "Lebensstandard" - alleine durch sofortige (individuelle) Sparmassnahmen auf ein Niveau gesenkt werden kann, das den weltweiten Energiehunger auch ohne Einsatz von Atomkraft decken kann. Insofern halte ich den Einsatz von AKW's als "Übergangslösung" faktisch leider für
unverzichtbar.


Dennoch sollten wir uns, angesichts der bisher stets beteuerten Sicherheit, die jetzt einer breiten Unsicherheit gewichen ist, folgendes vor Augen halten:

Die Wahrscheinlichkeit eines Super-GAU pro AKW und Jahr wird - je nach Quelle und Reaktortyp - verschieden angegeben.
Sie reicht, gemäss Angaben die ich heute (16. März 2011) gefunden habe, von 1 pro 30'000 (Reaktoren der 2. Generation) über 1 pro 250'000 bis zu 1 pro 1 Million.
Zum Vergleich: Das Risiko, einen 6er-PLUS im Schweizer Lotto zu erhalten, liegt bei etwa 1 zu 24 Millionen, bei Euro-Millions bei etwa 1 zu 72 Millionen pro Ziehung.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die allermeisten aktiven AKW's der ersten und zweiten Generation angehören und einer gewissen "Unsicherheitsspanne", lässt sich also folgendes Risiko berechnen:
Das Jahres-Risiko beträgt 1:30'000 pro AKW. Bei einer Betriebszeit von 30 Jahren erhöht sich das Risiko auf 1:1'000 pro AKW/Betriebsdauer (in den USA sind z.B. sind alle AKW's älter als 30 Jahre). Nun sind aktuell weltweit rund 440 AKW's in Betrieb.

Gemäss Wahrscheinlichkeitsrechnung sollte also so rund alle zweieinhalb Jahre ein AKW in die Luft fliegen! Da sind unsere AKW's ja wirklich so richtig sicher? Oder nicht?

(Übrigens: Bei einer Berechnung mit 1 auf 250'000 Jahren würde das eine Zeitspanne von rund 20 Jahren ergeben, und die Katastrophe von Tschernobyl ereignete sich vor 25 Jahren!)

Zudem: 1 mal in 30'000 Jahren heisst NICHT, dass das bei irgendeinem bestimmten AKW - zum Beispiel Leibstadt - erst in - sagen wir mal - 19'781 Jahren geschieht! Es könnte nämlich auch am 1. April 2011 geschehen - ausgerechnet an dem Tag nämlich, an dem SIE ihren viel unwahrscheinlicheren Hauptgewinn im Euro-Millions machen!

Tja? Und jetzt? Machen wir weiter Glücksspiele?

Fufi, ("fufi das photon") ist lic. theol., lebt im Kanton Züri und treibt sich gerne in Mamablog sowie an der frischen Luft rum. Der Text wurde beim Tagesanzeiger als Leserbrief eingesandt aber nie veröffentlicht. Orlando's Bar dankt Fufi für seinen Beitrag.
Und zum Schluss noch dies:


73 Kommentare:

  1. @fufi

    Ich gehe davon aus, dass wir in der Schweiz innerhalb von 15 Jahren den Stromverbrauch genügend einschränken können, um mindestens ein AKW abzuschalten. Wir müssten nicht einmal auf unseren gewohnten alltäglichen Komfort verzichten. Einzig dürften wir nicht mehr selbstverständlich und nebenbei alle möglichen elektrischen Geräte hier und dort einsetzen.

    Als Beispiel seien die vollkommen überflüssigen computergesteuerten, elektrisch betriebenen versenkbaren Poller in der Berner Innenstadt genannt. Sie dienen als einzigem Zweck dazu, dass ökofaschistische Stadtregierung den kommunen Autofahrer schikanieren kann.

    Solche Poller werden mit Atomstrom betrieben!

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  2. @fufi: dürrenmatts 21 punkte zu den physikern behalten auch heute noch ihre gültigkeit - vielleicht sogar mehr denn je. zur erinnerung ein auszug:

    1. Ich gehe nicht von einer These, sondern von einer Geschichte aus.

    2. Geht man von einer Geschichte aus, muss sie zu Ende gedacht werden.

    3. Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.

    4. Die schlimmstmögliche Wendung ist nicht voraussehbar. Sie tritt durch Zufall ein.

    ...
    8. Je planmässiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag der Zufall sie zu treffen.

    ...
    10. Eine solche Geschichte ist zwar grotest, aber nicht absurd (sinnwidrig).

    11. Sie ist paradox.

    ...
    13. Ebensowenig wie die Logiker können die Physiker das Paradoxe vermeiden.

    14. Ein Drama über die Physiker muss paradox sein.

    15. Es kann nicht den Inhalt der Physik zum Ziele haben, sondern nur ihre Auswirkung.

    16. Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen.

    17. Was alle angeht, können nur alle lösen.

    ...
    19. Im Paradoxen erscheint die Wirklichkeit.

    20. Wer dem Paradoxen gegenübersteht, setzt sich der Wirklichkeit aus.

    zu guter letzt, traurig, aber wahr:
    21. Die Dramatik kann den Zuschauer überlisten, sich der Wirklichkeit auszusetzen, aber nicht zwingen, ihr standzuhalten oder sie gar zu bewältigen.

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  3. @Mila

    Lies mal "Der Tunnel" von F.D., vor allem die letzten paar Sätze. Und beachte: der ursprüngliche Schluss lautete ungefähr so: "Nichts! Wir sind alle in Gottes Hand!"
    Da gefällt mir der definitive Schluss aber um einiges besser!

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  4. @mila zum 2ten

    Du weisst ja wahrscheinlich, dass ich Theologe bin. Und als söttger bin ich Dogmatiker und verstehe mich in der Tradition von Paulus - Luther - Karl Barth (siehst du: ich stehe auf den Schultern von Riesen! :-) )
    Und DA gibts doch noch was ganz interessantes vom F.D. (seines Zeichens ein Pfarrerssohn)was er in einem Interview sagt (Die Zeit, 34/1985), und das geht so:
    "Durch Karl Barths Dogmatik wurde ich zum Atheisten. Er hat mit seiner unerbittlichen Logik Gott dermassen ins Absurde getrieben, dass er für mich undenkbar geworden ist und mir nicht mehr einleuchtet."
    Tja, da fragt sich der geneigte Theologe: Kann ein Gott denn noch Gott sein, wenn er für Menschen denkbar und dem menschlichen(!)Verstand einleuchtend sein muss?

    :-)

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  5. @fufi: *like*

    @mila: das Geschehen am Bildschirm als eine Geschichte, einen dramatischen Stoff im dürrenmattschen Sinn zu sehen könnte man auch als etwas zynisch betrachten angesichts der drohenden Tragödie. Immerhin hat Old Fritz sein Stück unter dem Eindruck eines DROHENDEN Atomkriegs geschrieben und nicht nachdem dieser real stattgefunden hatte.

    Immerhin als Denkansatz finde ich das allemal wertvoller als das was diese doofe Elisabeth Bronfen dazu im grossen Tagi-Interview (und das erst noch im Kulturteil) von sich gegeben hat letzten Freitag...

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  6. Gedankengewitter3/20/2011 3:35 PM

    Fufi, hast Du Quellenangaben?

    Es ist nämlich so:

    "Um repräsentative statistische Aussagen über einen gewissen Unfalltyp (etwa GAU) zu machen, müsste jedoch dieser Unfalltyp mindestens einmal eingetreten sein. Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Unfalls einer bestimmten Größe lässt sich daher nicht aus der Vergangenheit ablesen. Stattdessen wird diese in probabilistischen Sicherheitsanalysen (zumindest als Obergrenze) berechnet"

    und:

    "In so genannten Probabilistischen Sicherheitsanalysen (PSA) wird versucht, das Risiko von Kernkraftwerken zu quantifizieren. Dabei wird mit sehr großem Aufwand ermittelt, mit welcher Zuverlässigkeit sich angenommene Störungen („auslösende Ereignisse“) mit den vorhandenen Sicherheitseinrichtungen „planmäßig beherrschen“ lassen. Für Absolutaussagen zur Sicherheit insgesamt sind die Ergebnisse wenig geeignet, da ein Überschreiten des „planmäßigen Beherrschens“ noch nichts über die dann eintretenden Folgen aussagt"

    So.

    Die meantime between failure für ein AKW wird von deren Betreibern mit 600 Jahren angenommen.

    So sieht das ganze wesentlich wahrscheinlicher aus.

    Das eigentliche Killer Argument gegen diese Technologie ist und bleibt die ungeloeste Frage der Entsorgung des radioaktiven Abfalls.

    Du sagst: "Ich glaube nicht, dass der aktuelle Energieverbrauch...".

    Dass das aber geht, beweist der Staat Kalifornien, der den Ausstieg 1976 beschloss, wie ich a.a.O. gesagt habe. Immerhin ein Staat, der nicht fuer eine sparsame Nutzung von Energie bekannt ist.

    Naja. War das Beben nun Gottes Werk? Oder eben, da es sich da um das karthesische Produkt der vernetzten Gedanken aller sentienten Wesen handelt, unsere eigenen Gedanken?

    Oder sind gar diejenigen, die bei der Katastrophe sofort umkamen, vielleicht die, die Glueck hatten?

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  7. hi hi, fufi, vom 'tunnel' war hier in der bar schon einmal die rede. den früheren schlusssatz kannte ich nicht, aber ich kann es gut verstehen, dass dürrenmatt von ihm abgekommen ist. nur schon die sprachliche qualität ist eine völlig andere.

    sturmfock hat sich kürzlich zum logos in interessanter weise geäussert, ebenfalls hier. du weisst ja, dass für frühere, vormoderne rationalitätstypen die verstandeskomponente der illuminatio teils wichtiger war als diejenige der ratio. karl barth scheint wohl eben doch ein produkt seiner zeit zu sein (das sage ich allerdings, ohne ihn gelesen zu haben).

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  8. @orlando: ich sehe die sache etwas anders. dürrenmatt äusserte sich in diesen 21 punkten nicht nur zu literarischer dramaturgie, sondern auch und vor allem zur dramaturgie des lebens. wer sich ihr über lange zeit (kollektiv) entzieht, bekommt am ende die quittung dafür. das ist nicht zynisch, sondern lediglich die bittere wahrheit.

    sie wissen ja auch, was dürrenmatt noch sagte? „Die schlimmstmögliche Wendung, die eine Geschichte nehmen kann, ist die Wendung in die Komödie“. Über die Probleme der modernen Gesellschaft könne man sich seiner Meinung nach nur noch lustig machen – da das Sterben zur Massenerscheinung geworden sei, wäre die Tragödie nicht mehr interessant. (angaben nach wikipedia)

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  9. natürlich war nicht fufi für den post um 3:38 PM verantwortlich, sondern mila.

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  10. @Gedankengewitter
    Southside-Beauty, nehme ich an?

    Quelle:
    Wiki, am Morgen Super-Gau 1:30'000,
    am Abend: Super-Gau 1 zu 10 hoch 6
    hat da wer geschummelt?
    Im übrigen hast natürlich recht, bloss:
    Wie sollen Risikp-Analysen denn erstellt werden, wenn's zu den zu berechnenden Risiken noch keine signifikanten Daten gibt! Eben!
    Und wie soll denn das ach so mündige VOLK das söttige denn auch nur ansatzweise verstehen können?

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  11. @Gedankengewitter

    Klaro! Wie soll den ein Risiko abgeschätzt werden, wenn niemand weiss, WIE dieses Risikoaussehen könnte?
    Schlimm ist dennoch, dass gewisse "Experten " (beidseits) uns eben ganau DAS weismachen wollen.
    Hab mich in meinen Berechnungen eben deshalb darauf abstützen müssen.
    Und auf DIESER Grundlagesind sie - leider - richtig!

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  12. @mila und F.D.'s 21 Thesen

    Hast natürlich recht!

    oder wie ich zu sagen pflege: Befürchte NIE das Schlimmste, es wird nämlich noch VIEL beschissener kommen!

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  13. Gedankengewitter3/20/2011 4:55 PM

    Southside-Beauty? Wenn du southland (= Southern California), dann ja. Wenn du south LA meinst, dann nicht. Aber bei dem Puff mit Nicks hier kann das ja allerlei heissen, n'est-ce pas?

    Wiki am morgen, blick am abend. nicht gerade kosher, als quelle. ich verstehe deinen punkt eigentlich nicht so ganz. du sagts eigentlich nur, dass die ganzen sicherheitsszenarien eben irreal (geworden?) sind. was ich ja auch sage. zu wahrscheinlichkeitsrechnung geheort ein bisschen mehr als dreisatzrechnung..also da wird es fuer dich dann etwas duenn....

    ich finde uebrigens das volk einiges muendiger als du, die haben naemlich immer der technologie misstraut, weil sie sahen, dass vieles was Experten rauslasssen, die beantwortung der eigentlichen frage umgeht.

    Und Antwort 42 gibt es ja nicht.....

    was ist mit diesem duerren matte. ist der ueberhaupt relevant? Ach ja stimmt, er sagte: "Die Schweiz, ein Gefängnis". Er fand dann marxisums sei eine religion. das ist lustig, denn umgekehrt kann dann gesagt werden, religionen seien genauso fehlgeleitet wie marxismus.

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  14. @gedankengewitter: also sind sowohl religionen als auch nicht-religiöse ideologien, die ihren eigenen ideologischen gehalt verkennen, opium für das volk? das gefällt.

    wenn du etwas über alternative formen der energiegewinnung zu schreiben hättest, würde mich das sehr interessieren. ich kenne mich auf diesem gebiet einfach zu wenig aus und kann somit potentielle lösungsansätze nicht adäquat beurteilen.

    diese woche habe ich einen artikel über michel serres gelesen, einen französischen wissenschaftsphilosophen, der sein denken auf einem kombinierten ansatz von thermodynamik und kommunikationstheorie aufbaut - im versuch, den kontrast zwischen natur und kultur, physik und metaphysik, dem finiten und dem indefiniten neu zu denken. schön die aussage: "Watch: I am constructing a new footbridge; moving from matter to the sign and from the abstract to the concrete, I am bridging the hard and the soft."

    was mir jedoch zu denken gab, ist folgende textstelle: "'soft, mathematics codes the world, hard: it codes, like a soul, the world like a body. Mathematics acts as the soul of the world, of things, bodies'". But nature is not just written in the language of mathematics, as Galileo affirmed: it writes itself in this language: 'Made up of letters, figures or notes in long sequences, the multiply folded chains of acids and proteins transcribe and translate themselves without our intervention.' (...) Life not only writes itself, life is this writing of itself: bios is autographic, hence autobiographical. Where Galileo had seen the mathematics in which the book of nature was written in terms of algebra and geometry, Serres asks us to understand it as algorithmic." (Steven Connor, Michel Serres: The Hard and the Soft, S. 23)

    leider verstehe ich gar nichts von algorhitmen.

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  15. @Gedankengewitter aka Southland-Beauty

    Muss mich in MEINEM Leben eben leider mit meinem eigenen Wissen und mit denjenigen Informationen, die ich kriegen kann durchschlagen!
    Beglückwünsche hiermit "das VOLK", das offenbar bloss deshalb SOO VIEL mündiger ist als ich, indem es grundsätzlich und unbesehen aller Tatsachen der "Technologie" prinzipiell IMMER misstraut! Vor allem wenn's denn um Automobile und Grossraumflieger und so geht, gäll!

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  16. @Gedankengewitter

    Bin mit meinen Rechnungen - wie gesagt - von den mir zur Verfügung stehenden Infos ausgegangen.
    Falls ich einen Rechnungsfehler begangen haben sollte, bitte ich Dich im Namen aller hier um eine Korrektur.
    Und falls dir andere, unterschiedliche und vor allem genauere Infos zur Berechnungsgrundlage vorliegen sollten: Es gilt dasselbe!
    Ansonsten muss ich deine Worte leider als das verstehen, was sie mir zu sein scheinen: lauwarme Luft!
    Ach ja und dann noch dies: Glaub zu wissen, was du studiert hast! Also bitte etwas fundiertere Antworten! Danke!

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  17. Also, ich möchte das hier ein bisschen entwirren, ihr Vollzeitintellektuellen verliert euch manchmal im eigenen Gedanken-Gestrüpp (bei anderen ist es ein Gewitter) und für den geneigten Leser wird in Rätseln gesprochen (mit Absicht, man möchte sich einfach so in die Karten schauen lassen):

    - Fufi hat eine handgestrickte Wahrscheinlichkeitsberechnung des Risikos eines schweren AKW-Unfalls vorgenommen. Sie ist sehr gering. Seine etwas verklausulierte Schlussfolgerung: die Warscheinlichkeit im Lotto zu gewinnen ist noch geringer, als die Wahrscheinlichkeit, dass uns Gösgen um die Ohren fliegt, wieso also spielen wir trotzdem Lotto? Respektive, wir sollten TROTZDEM was jetzt in Japan geschieht auf Atomstrom setzen.

    Mein bescheidenes Stichwort hier: Angst. Und die Rolle der Medien. Allein die Schlagzeilen der meistgelesenen Schweizer Zeitungen, Internetportale und die Wortwahl und Stilistik in den Radio- und TV-Beiträgen in der laufenden Berichterstattung wären eine Untersuchung wert. Wie verhält es sich mit Eskalationsrhetorik und Katastrophismus?

    Mila offeriert dazu einen eher philosophischen Zugang: Dürrenmatt verstand die Welt das Leben und alles was sich in ihm abspielt inklusive der grossen Weltereignisse als Mythologien, die letztlich nichts als Geschichten sind, Storys, manchmal Stoffe im Rohzustand, die erst einer Dramaturgie bedürfen, damit sie für uns...na ja, Sinn ergeben. Und die Dramaturgie im vorliegenden Fall ist eben, dass der Zufall uns am härtesten treffen kann, je planmässiger wir vorgehen, um ihn zu eliminieren. usw.

    Die Katze im kalifornischen Liegestuhl hingegen wagt die These, dass das grosse Beben ein "karthesisches Produkt der vernetzten Gedanken aller sentienten Wesen handelt, unserer eigenen Gedanken". Das klingt sehr interessant, heisst aber etwa soviel wie: *furz*

    Am Schluss kommt noch eine postmoderne Position zum Ausdruck, nämlich in Anlehnung an Lyotard, der meinte, die grossen Meta-Narrative - Religionen, Aufklärung, Marxismus aber auch die freudsche Psychoanalyse - seien weg, an ihre Stelle träten eine Vielzahl von Einzeldiskursen, die einer eigenen Logik, Regeln und Legitimation folgten. Damit sei die Moderne mit ihren allumfassenden Rationalitätsanspruch gescheitert. Was noch möglich sei, sind Brückenschläge (footbridges) zwischen den Einzeldiskursen. Hurra!

    And a nice day was had by all!

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  18. orlando, grandios! trotzdem würde ich meinen, fufi und ich verstehen uns prächtig (oder, fufi?). und bei gedankengewitter müsste ich mathematisch einiges dazulernen, dann würde das schon hinhauen. sie sollten ihr übrigens besser zuhören.

    die eigentliche frage ist doch: weshalb ziehen sie uns 'vollzeitintellektuelle' an? sie kennen doch die aussage der tabula smaragdina: wie oben, so unten - oder simpel ausgedrückt: gleich und gleich gesellt sich gern. karmische gesetze eben.

    PS: ich bin keine verschwörungstheoretikerin, aber wenn sie immer noch an saubere mediale risikodiskurse glauben, dann sind sie nicht der mann, für den man sie halten könnte.

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  19. @fufi: cleveres Mädchen. Aber sagen sie mal, wie kann man sich irrtümlicherweise mit Fufi verwechseln, wenn man Kommentare schreibt?
    Das müssen sie mir bei Gelegenheit erklären.
    Nichts gegen Freund Fufi, aber mir würde es selbst in der grössten Hitze des Gefechts nicht einfallen, mich als Fufi einzuloggen....?!?!

    Oder sind sie beide am Ende...nein, das glaube kaum.

    Mit Okkultismus und Alchemie hab ich nichts am Hut.

    Nun, in zwei Wochen wissen wir mehr über Fukushima, ich plädiere daher schon jetzt zur Zurückhaltung mit angeblich unverrückbaren Positionen. Es wäre dann eventuell an der Zeit, gewisse Aspekte der Kommunikation in der habermas'schen Öffentlichkeit genau und kritisch zu beleuchten.

    Alldieweil finde ich die Bestrebungen der Weltwoche spannend, die von Journalisten staatlich konzessionierter Medienbetriebe wissen wollte, wo sie politisch sich selbst verorten. Wie Zimmermann richtig schreibt: niemand hat ein Problem, wenn der eine oder andere sich als linksradikaler Zyniker (Seibt) oder als strammer SVPler (Somm) "outet". Sorgen machen einem diejenigen, die sich weigern, ihre Karten auf den Tisch zu legen. (Was führen sie im Schilde?).

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  20. orlando, manchmal gehen meine galoppierenden gedanken mit mir durch. dann kann es durchaus vorkommen, dass ich sender und empfänger verwechsle.

    grundsätzlich, alchemie respektive okkultes denken (und nur am rande okkultismus) sind mein metier. kennen sie übrigens die alte bedeutung des wortes okkult? es bezeichnete einst nichts anderes als etwas, das sich einer sinnlichen erfassung gemäss aristotelischer vorgabe entzieht; erst die aufklärung verpasste ihm den ruf des obskuren. gedankengewitter hat mit solchen dingen eher wenig am hut, ihr steckenpferd ist die quantentheorie. dennoch gibt es berührungspunkte, beispielsweise wenn der okkulte denker jung auf den quantenphysiker und nobelpreisträger wolfgang pauli trifft und sie gemeinsam das konzept der synchronizität erarbeiten.

    gedankengewitter wüsste übrigens wahrscheinlich einiges zu sagen zum thema alternative energiegewinnung. beachten sie nun den sprung zur medientheorie (stichwort: gatekeeping): weshalb ist uns ein name wie tesla kein begriff mehr, während der moralisch fragwürdige edison als säulenheiliger der elektrobranche gilt? immerhin quälte er unschuldige tiere mit wechselstrom zu tode, um seinen ehemaligen mitarbeiter tesla, den er zuvor nach strich und faden betrogen hatte, zu desavouieren. ein feiner herr, dieser patentdieb. tesla seinerseits, dem wir in der tat den wechselstrom verdanken, arbeitete später an einem konzept der freien energieerzeugung. spätestens jetzt sollten bei ihnen die alarmglocken klingeln - wie kann es sein, dass sie von all dem nichts wissen?

    publizistik war mein ungeliebtes zweites nebenfach während des studiums, by the way. gerade deshalb unterstütze ich den vorstoss der weltwoche.

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  21. Gedankengewitter3/21/2011 3:25 PM

    "Die Katze im kalifornischen Liegestuhl hingegen wagt die These, dass das grosse Beben ein "karthesisches Produkt der vernetzten Gedanken aller sentienten Wesen handelt, unserer eigenen Gedanken". Das klingt sehr interessant."

    das habe ich nicht gesagt.

    was ich sagte, war eine frage, da fufu einen gott bemuehte und dann noch angesichts der tragoedie in japan meinte, wir sind in dessen hand. eigentlich zynisch. nicht. selbst der Bayer im Vati-Khan schweigt.

    "War das Beben nun Gottes Werk? Oder eben, da es sich da um das karthesische Produkt der vernetzten Gedanken aller sentienten Wesen handelt, unsere eigenen Gedanken?" Das khartesische Produkt bezieht sich auf das Wort Gott. Quantenfluktiationen, mind over body usw. eine Wiederholung ist sinnlos, kann alles nachgelesen werden. es war als frage gemeint.

    in dem sinn eben haben aensgte sehr wohl was mit dem eintreten oder nicht eintreten von ereignissen zu tun. somit die frage zu den eigenen gedanken, oder eben, dass diese als gedanken oder angst einer mehrheit das eintreten von ereignissen beeinflussen koennten. auch das eine frage.

    aber sie, orlando, hatten nie etwas anderes im sinn als leute zu demontieren. wie primitiv sie das tun, kann frau ja im flatulenten wort lesen.

    sie unterliegen, genauso wie fufu, der grassierenden helvetischen krankheit einer durch massive vorurteile und selbstborniertheit verstellten klaren sicht. irgendwer stellte mal eine etikette aus und ihr verkrampft euere sicht immer so, bis das etikett wieder stimmt. das ist ja das muehsame mit euch, dass ich immer entlang von etiketten denkt. das sieht frau ja in zwei jahren kommentare lesen auf mamabog sehr deutlich. ich hoffe nur, dass das nicht repraesentativ fuer jenes land ist.

    aber item. sie schaffen es einen angenehmen diskurs den ich mit mila habe, zu zerstoeren.

    mila: "gedankengewitter hat mit solchen dingen eher wenig am hut" - da kennen sie mich wohl zuwenig, bzw lasen mich zuwenig lang.
    nur ist es so, dass hier offensichtlich nicht der geeignete ort ist.

    wenn der barbetreiber hier sagt, mit mir sei ein kontinuierlicher dialog nicht garantiert, so hat das sehr viel mit ausdruecken wie *furz* zu tun. oder auch kindisches geplaenkel eines fufu.

    zu den schweizer medien kann ich eigentlich nur ein mitleidiges laecheln hervorbringen mit ihrem gelabbere von ausgewogenheit, staatlicher konzessionierung, behinderung privater elektroischer medien usw. aus der ferne betrachtet bin ich erschreckt darueber, wie gut brain-washing tatsaechlich zu funktionieren scheint....

    orlando ist in im kontext "publizistik", und soweit das mit der existenz dieses blogs hier zu tun hat, ja ein wendehals.

    ich finde eine selbstdeklaration der journalisten eigentich eine gute sache, sollte pflicht sein. ob staatlich konzessioniert oder nicht. ich wuerde noch weiter gehen und transparenz zu endorsements, sponsoring usw. verlangen.

    die schweizer medien haben mit der neuen internet-medien welt so ihre muehe. das ist sehr gut ersichtloich darin, wie sie damit (nicht) umgehen oder kommentarfunktionen einschraenken. da meine ich nicht nur tamedia.
    warum? weil das internet schon etwas 'the great equalizer' ist und den man oder woman in the middle redundant macht. journalisten aelterer schule meinen dann aber, das meiste sei hintergrundrauschen und nur sie wuerden da rausstechen wie das lang ersehnte Ping von Seti...
    nun denn. die muessen eben ihre relevanz und respekt inhaltlich verdienen, nicht mit gaengeleien um am alten monopol festzuhalten, was ja unmoeglich ist.

    ein sehr gutes stueck ueber 'medien' finde ich den film district 9. der ist ja fast 1:1 abgekupfert von den live-news dieser tage.

    wieso denkt ihr, wollen gerade die medienhaeuser ein metered business model auf dem internet? und moeglichst noch auf geschlossenen plattformen wie das apple zeugs?

    eben. damit der alte zustand der kontrolle durch gatekeeper wieder herrscht.

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  22. @Gedankengewitter. Wenn Sie derart Mühe haben mit unserem Barkeeper und den hiesigen Medien, schlage ich vor, dass Sie auf den Ihnen genehmeren Blogs Ihre Gedanken zu Markte tragen. Ich mag mich noch entsinnen, da waren Sie jedenfalls ziemlich froh, nach Ihrem Absturz dank der Hilfe der einen oder des anderen wieder den Anschluss hier zu finden. Sorry, das musste jetzt mal gesagt werden. Ich fand Orlandos Zusammenfassung gar nicht schlecht. Und fufis Wahrscheinlichkeitsrechnung zumindest amüsant, wenn nicht sogar nachdenklich stimmend.

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  23. Gedankengewitter3/21/2011 8:53 PM

    Jimmy: der fufu hat meinen kommentar total missverstanden. wenn du meinst, O's zusammenfassung von meinen gedanken mit dem wort furz sei ok, dann ist das dein problem.

    "Ich mag mich noch entsinnen, da waren Sie jedenfalls ziemlich froh, nach Ihrem Absturz dank der Hilfe der einen oder des anderen wieder den Anschluss hier zu finden". was meinen? absturz? anschluss?
    wie gesagt, mich interessiert hier der thematische austausch.

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  24. @gedankengewitter: worauf ich mit meinem vorangegangenen post vor allem hinaus wollte ist, dass das, was du sagst, um einiges mehr hand und fuss auf einer durchaus konkreten ebene hat als die meisten meiner äusserungen. ich habe von dir in jedem fall viel zu wenig gelesen, um überhaupt den ansatz einer integralen vorstellung von deiner person und deinen gedanken zu haben. eins kannst du mir jedoch glauben, meinen eindruck bilde ich mir grundsätzlich eigenständig.

    natürlich ist das hier das falsche forum für vieles von dem, was zwischen uns diskutiert wurde. was die menschen nicht kennen, das scheint ihnen absurd, und sie betrachten diejenigen, die solches sagen, als toren (obwohl historisch betrachtet die brilliantesten köpfe sich an diesen themen die zähne ausgebissen haben - isaac newton ist und bleibt ein paradebeispiel). hierin liegt meines erachtens ein sehr viel tieferer grund für das schweigen, das sich über diese dinge breitet, als in den gelübden, die gewisse schulen (die ich ganz sicher nicht kenne) verlangen.

    ich habe über orlandos beitrag übrigens wirklich lächeln müssen, weil er mir erst vor kurzem vorgeworfen hat, ich würde brav wie ein schosshündchen von ihm hingeworfene gedankenbröckchen apportieren und zu feinschmeckerhäppchen garnieren. nun, ich gehe den dingen gerne auf den grund (und bin mir dabei immer bewusst, wie leicht man sich missverstehen kann). aber wenn wir uns in assoziativem austausch von ideen üben, dann denkt er, wir würden aneinander vorbeireden. dabei ist im grunde das gegenteil der fall. er versteht, wie ich vermuten würde, deine sprache nicht (nicht, dass ich ihn in schutz nehmen müsste). deshalb habe ich ihm auch nahe gelegt, dir besser zuzuhören.

    PS: district 9 fand ich auch super.

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  25. @Gedankengewitter:

    nun ja, der Furz war ein billiger publikumswirksamer Scherz, den ich mir nicht verkneifen konnte. Mein Coach hat mich ja schon ermahnt, Ihnen besser zuzuhören. Das, so denke ich, würde sich lohnen. Nur muss ich gestehen, dass ich vieles nicht verstehe, von dem was sie sagen und auch zu faul bin *slash* zu wenig Zeit habe, mich da umfassend zu informieren, so wie mila.

    Ich geniesse übrigens ihre herablassend sarkastischen Kommentare zu den Schweizer Pantoffelexperten (pajama guys), die die Welt vom bequemen Hochsitz der Luxus-Uninvolvedness betrachten, mit der Überheblicheit und simplen Doofheit, die solches mit sich bringt.

    Ich möchte sie nicht "demontieren" (was für ein Wort!), ich habe sie aber nun doch in einem Jahr sehr genau kennengelernt und kann das jetztige Gewitter mit reinigender Kraft und spektakulären Ideenlitzen noch nicht so recht vom tristen Regenwetter mit eisigem, unfreundlichem Wind von vor einem Jahr trennen. Und dazwischen gab es doch zwei, drei Minuten Sonnenschein, aber ein strahlender Regenbogen (hah, die Analogie) hat sich zwischen uns dennoch nie eingestellt.

    Und nein, die bei Max damals publizierte Passionsgeschichte der Lea/Katharina war weder für mich noch für sie ein Grund, einander gründlich zu misstrauen. Was jammern sie nun also?

    @Jimmy Muff

    nun, obwohl die relevanten Personen immer hier mitgelesen haben, gilt die Bar hier immer noch als unanständiger Ort, als etwas, womit man sich nie besudeln würde, als - wie es Giorgio Girardet mal formulierte - Latrine des Web. Ich kann sie wenigstens insofern beruhigen, dass ich für den Unterhalt dieses Blogs zirka dreimal weniger Zeit investiert habe als all die eitlen Teilzeitkommentierer, die sich bei Mamablog verausgaben.

    @mila: Gatekeeping ist nicht ein Konzept, es ist die Realität, die das Funktionieren dieser Synchronisierungsmaschine überhaupt gewährleistet. Es gibt sonst kaum eine Rolle ausser des permanenten Watchdogs, die den Aufwand rechtfertigen würde. Auflockern, "würzen" kann man es durch Advocacy oder Investigation oder anderen "weichen" Rollen (entertainer?), aber auch der Watchdog ist ein Gatekeeper, wenn er seriös ist.

    So der permanente Mamablog-Wachhund macht jetzt ein Nickerchen. Aber zerst schlingt er ein schönes, saftiges Steak runter.

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  26. Gedankengewitter3/22/2011 2:58 AM

    Also gut... Latrine find ich dann doch etwas heftig. Es ist eher so ein Ort wie ihn jede Stadt hat, wo die etwas schepsen voegel aller lebenslagen spaet abends oder frueh morgens eintrudeln. elute die sich sonst im alltag selten begegnen wuerden.
    manchmal wie eine kleine piazza im sueden, wo der piero spaet nachst etwas melancholisch seine mascherada gibt. manchmal etwas mehr bevoelkert, wie an einer supermoon nacht wie vorgestern. es fliesst mehr wein, es wird philosophisch.
    machmal wie eine neblige kalte novembernacht wo die frustrierten am bier sippen und etwas kautzig rumbellen.
    so.
    aber in letzter zeit ist der ton eben angenehm entspannt. und das gefaellt mir. immerhin reden hier leute miteinander, die in ihren gedanken und ansichten recht weit voneinander entferrnt sind.

    oysters on the half shell? iced vodka, straight?

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  27. irgendwie finde ich den gedanken befremdlich, dass man heimlich an einer sache partizipiert, von der man öffentlich vorgeblich nichts wissen will. überraschend ist das jedoch nicht, denn vielen ist vor allem eins wichtig: dass sie einem bestimmten anspruch an sich selbst (und an ihre rolle) genügen. es soll sich nur ja kein schatten auf ihr schönes, herausgeputztes und auf hochglanz poliertes (lebloses) bild legen.

    dafür gibt es eine treffende bezeichnung: hypocrites.

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  28. Ha, und wer ist jetzt die naive Idealistin?

    Die Alternative ist die ungerichtete, anarchische, sinnleere und potentiell Leben gefährdende Transparenz-Orgie à la Assange.

    Information ist ein Gut wie jedes andere auch und soll gehandelt werden. Freiheit ist nicht gratis. Bedrohlicher finde ich die Monopolstellung gewisser Erstdistributoren. Da besteht ein grosses Missbrauchspotential.

    Ohne Hypokrisie würde das ganze soziale System zusammenfallen, liebe Mila. das wissen sie so gut wie ich.

    Mein Killerargument gestern an Pippi Langstrumpf, dass uns nur eine dünne Schicht von religiösen, ideologischen Moralvorstellungen und einige Sittlichkeitsgebote davon abhalten, dem individuellen Selbstbestimmungsrecht Folge zu leisten (homo homini lupus est?) - das geht ja in die Richtung.

    Was, wenn nicht ihr Humanismus und die Vernunft halten mich davor zurück, meine Konkurrenten und Feinde totzuschlagen, kurzum?

    Hermes riet Odysseus gegen die Zaubererin Circe das Schwert zu erheben. Ihr Zauberstab zerbrach und dann akzetierte sie den Mann. Aber eben: dazu musste er erst das Schwert erheben!

    Der wilde Mann spricht tief aus dem Inneren heraus...

    Roooooaaaarrrrr!

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  29. @Mila

    ich verstehe hingegen nicht was sie mit heimlicher Partizipation an einer Sache meinen. Welche Sache?

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  30. ihre bar meinte ich, orlando. für einmal versuchte ich mich in einer eindeutigen und gegenstandsbezogenen formulierung. offenbar ist mir das nicht geglückt. :)

    nun, odysseus war bei der von ihnen erwähnten episode auf mehrfache hilfe von hermes angewiesen. ohne das kraut moly wäre ihm wohl kein kraut gegen die bezirzenden künste der inselherrscherin gewachsen gewesen. und den tipp mit der befreienden bitte hatte er auch vom götterboten.

    kirke ihrerseits hat odysseus mit ihrem wissen buchstäblich das leben gerettet - aber das ist ihnen ja sicherlich bekannt.

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  31. mit heimlich partizipieren meine ich übrigens leute, die hier mitlesen, sich aber nie mit einem eigenen beitrag die finger schmutzig machen würden - sofern es solche exemplare geben sollte.

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  32. oh davon gibts ganz viele.

    tatsächlich: ich las da wieder einen Bezug zum vorher diskutierten Thea hinein, der aber schon funktioniert: Hypokrisie ist auch in diesem Feld an der Tagesordnung.

    Ja, aber Odysseus musste diesen Akt tun, er musste im rechten Moment den Arm mit dem Schwert heben. Erst dies hat die Zauberkraft des Stabes gebrochen. Moderne Männer hätten zuerst um Erlaubnis gefragt. Und wären wie die Krieger davor als Schweine geendet. Oink, oink.
    Erst danach funktionierten Circe und der Held als etwas verqueres Team.

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  33. ich weiss wirklich nicht, woher immer diese idee kommt, dass frauen männer prinzipiell in ihrem sein beschneiden wollen. natürlich gibt vertreterinnen des weiblichen geschlechts, die meinen, sich einen mann nach wunsch zurechtzimmern zu können, frei nach dem motto: "den zähme ich mir, den wilden kerl." solche frauen tun mir leid, noch mehr die männer, die das mit sich machen lassen. oder tun sie mir am ende beide nicht wirklich leid? vergessen sie zudem nicht: den umgekehrten fall - pygmalion - gibt es auch.

    eine starke frau braucht, wenn sie meine bescheidene meinung hören wollen, einen starken mann, der bisweilen gegensteuer bietet. an dem sie sich reiben, an dessen schultern sie sich von zeit zu zeit jedoch auch anlehnen kann. gemeinsam an einem strang ziehen heisst nicht, immer identischer meinung sein zu müssen. ein kopie meiner selbst oder ein pflegeleichtes abziehbild würde (m)ich nicht lange aushalten.

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  34. Eines der grössten - nein DAS grösste Problem beim den ATOM-Kraftwerken (Befürworter sprechen von KERN-KW's) scheint mir, dass selbige von PRIVATEN, gewinnorientierten Organisationen betrieben werden (dürfen) - strahlende Grüsse aus Japan!
    Da scheint's nämlich öppedie zu passieren, dass Sicherheitsaspekten aus wirtschaftlichen Gründen nicht erste Priorität eingeräumt wird.
    Betreffe das denn Temperaturkontrollventile oder Risse in der Aussenwand!

    Ich meinte eigentlich: Wer Sicherheit verspricht, sollte sein Versprechen auch halten - zumindest soweit, wie's denn in den eigenen Möglichkeiten liegt!

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  35. Tut nichts zur Sache, aber ich fliege am Donnerstag nach Florenz, dabei hassse ich das Fliegen :-(

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  36. mila, wir partizipieren hier nur solange still (nicht heimlich), als lando nicht wieder einen krieg der sterne anzettelt. er hat sich auch gebessert und zeigt manieren, dochdoch. vielleicht haben sie einen guten einfluss, wer weiss, bleiben sie doch noch etwas und trinken noch eine runde. kellner, noch drei bier... hehe.

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  37. @Eni: Fliegen sie - und versuchen sie das Fliegen zu geniessen! Ich hasse diese langen Flugreisen, aber anderthalb Stunden sind doch ein Genuss. Sitzen sie im Gang. Bestellen sie eine kleine Flasche Rotwein. Und versuchen sie nicht an die Angst zu denken, sondern nehmen sie es als supidupi Hochgefühl. Es macht Spass und ich denke mir immer: sollte wirklich dieses der 100'000ste oder so Flug sein, der Probleme hat - was für ein unerhörter Zufall wäre es, dass ich - ausgerechnet ich - darin sitze.

    @Fufi: aber ganz im Gegenteil. Ein privater Eigner haftet mit Köpfen und Vermögen und Reputation und wasnichtnochalles. Im Stat gibt es nie schuldige, die inneren Zirkel schützen sich gegenseitig nach Parteicouleur und Karrierechancen (inkl. dem Gegner eins auswischen). WIR ALLE sind der Staat, die Verantwortlichkeiten sind flüchtig und die wahren Verantwortlichen können nicht in die Pflicht genommen werden und haftbar gemacht für ihr Fehlverhalten. DER STAAT ist die feigste Risikoverteilung, weil alle und niemand zuständig sind, wenn der Schadensfall eintritt.
    Der Staat müsste im Gegenteil die meisten Leistungen an Private ausgliedern und sich auf ein hartes Controlling beschränken, das alle politischen Kräfte involviert.

    @Mila: "Eine starke rau braucht...einen starken Mann" - damit, mit diesem Diktat, sind sie schon disqualifiziert. Solches entwickelt sich eben nicht partnerschaftlich, sondern ganz allein im Manne. Erstens ist die in dieser ihrer Aussage angelegte Alternative zum Wiehern und zum zwoten geht es mir darum, den Prozess hin zum starken, wilden Mann erst zu definieren, ihm den Raum zuzugestehen, den er braucht um jene Stärke und Wildheit zu erlangen.
    Die Frauen- und Mutterfixierungen unsres Menschengeschlechts (seitdem die Väter fehlen - Industrialisierung - oder seitdem das Vaterprinzip, das männliche Prinzip systematisch verhöhnt, demontiert, untergraben und zum Hassobjekt erklärt wird) trägt im Kern die Selbstzerstörungssucht einer dekadenten Überflussgesellschaft in sich. Es ist noch nicht einmal eine Götter-, es ist nur eine Väterdämmerung, der sich bereits Generationen von Männern unterzogen haben und entweder in ihrem Sohnsein gefangen oder aber in der perversen Umdeutung der Vater- und Bruderliebe eine Sackgasse beschreiten.

    Es herrscht: das Matriarchat (oder allgemeiner: das Feminat)! Und fatalerweise weiss es sich in seiner Unglücklichkeit - denn insgeheim vermisst es den wilden echten Mann als gültiges Komplement ja auch - nicht anders zu helfen, als in umgekehrten Chauvinismus zu verfallen und den fehlenden männlichen Gegendruck gegen sich selbst, gegen die eigenen Körper zu richten: der weibliche Körper ist nicht nur aufgrund der medizinisch-chirurgischen Machbarkeit zur modellierbaren Werkstatt geworden, sei dies nun in Form der Empfängnisverhütung, der sexuellen Abwegigkeiten, der Schönheitsoperationen oder einer grotesken Ästhetikhurerei - nein, er ist es wegen der fehlenden Männlichkeit, die ein Spiegel sein könnte, ein rezeptiver gar, ein konstruktiv-kritischer.

    Aber eben, dieser Friede ist nicht zu haben ohne diesem verdrängten (vor allem von Frauen seit einigen Jahrzehnten verdrängten) grossen abwesenden Unbekannten: dem Mann!

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  38. was genau befremdet sie so sehr an meiner aussage, orlando? ich sprach von erwachsenen, die eine beziehung eingehen (und sich während dieser tatsächlich partnerschaftlich weiterentwickeln - 'stillstand ist der tod, geh voran, bleibt alles anders'). wenn väter ihre söhne zu fähigen männer erziehen wollen, dann begrüsse ich das sehr. mein körper ist keine werkstatt, auch nicht mein geist. ich bin nicht immer mit mir im reinen, aber vielfach doch einigermassen zufrieden mit mir. komisch, irgendwie habe ich nicht das gefühl, dass ich irgend jemandem etwas beweisen müsste.

    hehe, sie wollen mir doch jetzt nicht unterstellen, ich würde orlando zivilisieren wollen? nichts läge mir ferner!

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  39. Frauen und Männer sollten sich fremd bleiben und die Asymmetrie feiern.

    Die Einebnung, die Lüge der Überwindung des Fremden zwischen den Geschlechtern zerstört Spannung, Faszination und genuine Anziehung, es zerstört den Blick und den Sex.

    Die Welt der Kumpel, der freundlichen Trottel, der Versteher, der Entmannten, die Welt der harten Frauen, die ihre Weiblichkeit nicht mehr vor sich her tragen wie das grösste Gottesgeschenk... Die politische, die gesellschaftliche Aufwertung der Frau hat zu fatalen Fehlschlüssen im Intimleben geführt.

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  40. jetzt würde es mich auch bei dir interessieren, lina: wo genau hast du bei mir etwas von 'einebnen' gelesen? und wo liegt die unvereinbarkeit zwischen 'stärke' und 'weiblichkeit'? da fragt man sich wirklich, wer was jeweils aus einen ideologischen blickwinkel liest.

    du weisst ja auch, wie romeo seine julia nennt: göttin, sonne. damit bin ich absolut einverstanden, von wegen gottesgeschenk und so.

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  41. Sorry wenn ich dazwischengehe: ich glaube einfach nicht, dass uns Shakespeare etwas anderes geben wollte als ein packendes Drama mit schönen Versen. Er stellt die väterliche Autorität des Capulet und des Montagues nicht in Frage, auch tun dies die jugnen Liebenden nicht.

    Deus ex machina, der Fürst, die richtende weise VÄTERLICHE AUTORITÄT hat die Schlussworte:

    "Dieser Morgen bringt uns einen düstern Frieden, und die Sonne selbst scheint trauernd ihr Haupt verhüllt zu haben - - Geht, und erwartet unsre Entscheidung, was in diesem unglüklichen Handel Strafe und was Verzeihung verdient - - Ihr aber, getreue Liebende, die ein allzustrenges Schiksal im Leben getrennt, und nun ein freiwilliger Tod auf ewig vereiniget hat, lebet, Juliette und Romeo, lebet in unserm Andenken, und die späteste Nachwelt möge das Gedächtniß eurer unglüklichen Liebe mit mitleidigen Thränen ehren!"

    Rührseliges Zeugs, das. Heute würde man sagen: rürselige Hollywood-Manier.

    Ich sehe es mehr als ein Stück über Jugend, ihr heisses Blut und ihre Bedingungslosigkeit. Romeo und Julia sind gewiss keine Frühhippies, die die graumelierten Väter kastrieren.

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  42. orlando, schon wieder diese kastration! ich kann es nicht nachvollziehen, ausser sie werden von den frauen in ihrem umfeld in einer ihnen unerträglichen weise beschnitten. und das nehme ich mal nicht an.

    die letzten sätze des fürsten (ich sagte fälschlicherweise des erzählers) sind:

    A glooming peace this morning with it brings;
    The sun, for sorrow, will not show his head:
    Go hence, to have more talk of these sad things;
    Some shall be pardon'd, and some punished:
    For never was a story of more woe
    Than this of Juliet and her Romeo.

    nicht rührselig, sondern tragisch ist das ganze, weil die umstände, unter denen sich die handlung entwickelt, am ende den tod bringen, statt leben. romeo und julia sind opfer, keine täter (oder eben kastratoren). wäre julia nicht zur heirat gezwungen, sie würde nie das gift nehmen, das ihren tod vortäuscht. würde romeo nicht in einer ehrzerfressenen, von zwist und männlichkeitskult geprägten gesellschaft leben, er würde nicht zum mörder. beides führt zur unvermeidlichen katastrophe.

    @lina: mit dem gespann doris christinger / peter schröder kann ich wenig anfangen. mein ding ist eher david schnarch. einen schrecklichen namen hat der mann, dafür weiss er umso mehr über die psychologie sexueller leidenschaft.

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  43. PS: doch, orlando, sie stellen die väterliche verfügungsgewalt infrage, indem sie sich ihr nachhaltig entziehen - zunächst durch die heimliche heirat, dann durch den tod. und was will uns wohl shakespeare mit den worten "Some shall be pardon'd, and some punished" sagen? es ist ziemlich klar, auf wessen seite er sich stellt.

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  44. Christinger, Schröder, Schnarch? Psychologie der sexuellen Leidenschaft? Bist du noch parallel? Ein Buch darüber lesen? Mein Gott, was für eine Zeitverschwendung! Kein Wunder hältst du Romeo & Julia für ein Stück über Jugend und bringst das Patriarchat ins Spiel? Wie verbildet muss frau sein? Noch nie alles geben wollen und noch mehr? Noch nie fast krepiert vor Liebeskummer? Dann halt die Klappe!

    Lass mich ohne jede Zitatangabe vorausschickend sagen: Frauen bewundern Männer, Männer verehren Frauen. Seit jeher und für immer.

    Romeo nennt seine Julia Sonne, Göttin. Er könnte sagen: Mond, Sterne, Blumen, Meer, Berge, das Schöne und das Wahre, alles, das denkbar ist. Und Gott dazu. Alles! Das sind Liebende füreinander, sich selbst genügend, sie versinken in ihren Blicken und erfahren Ewigkeit. Eros und Thanatos gehen Hand in Hand durch helle und durch dunkle Gefilde, fast freundschaftlich, weil alles freundlich verschmilzt. Denn die Liebe ist absolut, unerzogen und anarchisch, sie pfeift auf die Genderdiskussion in deinem Seminar, nein, sie pisst darauf, sie sprengt alles, sie überwindet die Todesangst. Reinste Metaphysik.

    Mit Patriarchat oder nicht hat das ein Scheissdreck zu tun. Es hat auch nichts mit Jugend zu tun, nicht einmal im Ansatz. - Du verstehst davon nicht viel.

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  45. ich glaube, lina, orlando und du könnt an diesem punkt sehr besser miteinander weiterdiskutieren, ganz ohne meine verbildete beteiligung. eins würde ich gerne festhalten: an der uni waren genderdiskussionen mit das letzte, was mich interessiert hat. diese ewigen ansprüche ans mann- und frausein ermüden mich. ich verrate dir auch ein geheimnis: in erster linie bin ich ein individuum, ein mensch - wenngleich ein durchaus weiblicher.

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  46. So, und jetzt möchte ich fünf Gläser Champagner! Danke.

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  47. ...und ich verrate dir jetzt, da ich angetrunken bin, auch etwas, mila. Ich bin in erster Linie eine Frau.

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  48. das ist doch schön, lina. aber weshalb musstest du dir gleich fünf champagnergläser genehmigen, um mir das um die ohren zu hauen?

    was ich über eros, thanatos und schmerz denke, findest du im songtext 'black' von pearl jam. dafür muss ich noch nicht einmal persönlich werden.

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  49. Das war jetzt aber ein polyphoner Rülpser in Stereo, eine Fuge eigentlich, de profundis exclamavi. Potz.

    Etwas bacchantisch-primitiv, aber ich mag Klartext, macht hoch die Schleusen!

    Dazu passt wenn schon grad die ganze Flasche (Nicolas Feuillate Brut Millésime) über d'Gass, oder doch wohl eher ein Harrass Bier, ohne Glas.

    Dabei hat mila durchaus recht mit ihrer Interpretation von Romeo und Julia, wenn ich auch finde, man darf den Shakespeare nicht überschätzen mit seinen Geschichtchen. Ein Idealist oder schillerscher oder brechtscher Publikums-Umerzieher war der nicht.

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  50. da unterschätzen sie den dichter aber gewaltig, orlando. shakespeare reflektiert, wenn sie so wollen, das, was wir die genese des (modernen) individuums in der renaissance nennen. dabei geht es ihm nicht zuletzt um die frage des freien willens - allen strukturen zum trotz.

    so, und jetzt genug doziert fürs erste. ab und an sollte ich mich am riemen reissen, sonst wird lina wieder ganz böse mit mir.

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  51. Nein, Lina wird nicht böse, Lina nervt sich, wenn mila sich hinter dem schwindelerregenden Worthülsen-Geschwurbel von irgendwelchen lendenlahmen, saftlosen Intellektuellen (blääähhh) versteckt. - Und, um milas obige Frage zu beantworten: Warum fünf Gläser? - Ich hatte Durst.

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  52. Mila ist ganz Intellekt, Lina. Der Mensch Mila flackert zwar zwischendurch auf, aber zieht sich blitzschnell wieder zurück in gemessene Formulierungen und runde Gedanken, kontrollierten Sprachduktus. Mila ist sehr beherrscht. Sie referenziert wie ein wandelndes Lexikon aber manchmal habe ich fast den Eindruck, sie halte sich an den Ideen und Gedanken anderer fest, weil ihr etwas schwindlig würde, blickte sie ihr eigenes Selbst (mit seinen Abgründen und Sehnsüchten) und verlöre darob mal die Kontrolle, liesse die Sau raus.

    Das hat etwas Apollinisches. Und dahinter versteckt sich leise Melancholie.

    Wüsste ich es nicht besser, würde ich in ihr ein zwinglianisch-ungeniessbares Töchterchen aus uraltem Züriberg-Adel vermuten. Zum Glück drückt ihre "genetic memory" ausreichend durch und sorgt für Durchblutung.

    Ich halte Mila wenigstens ansatzweise für elitär.

    Aber trotzdem finde ich, sie ist eine sehr anregende und sympathische Bloggerin.

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  53. @mila: ich habe sie nie als "dozierend" erlebt. Diese ihre Selbstwahrnehmung teile ich nicht.

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  54. Anregend, sympathisch. Ja, ja, ja. Jaaaaa. Ja! - Wenn ich versuche, die schnaubende Rotte innerer Wildsäue zu bändigen, gibt Mila ihrem wohlerzogenen Meerschweinchen ein Guetzli. Es sagt dann: Danke, mila. Und gibt Pfötchen. Und die Gägeli sind aus Zuckerguss. - Bier her! (Ich trinke gar kein Bier, aber hier werde ich zum Kerl, irgendwie)

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  55. Muss nach London. - Schöne Tage, noch schönere Nächte! Und: Bis bald!

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  56. zum Salsatanzen?

    Have fun, ol'chum. Passen sie bloss auf, dass sie keinem dieser kriegstreibenden Konservativen über den Weg laufen, aber wahrscheinlich gibt es keine Wege mehr weil die alles kaputtsparen. Und fahren sie bloss nicht Zug, ist alles privatisiert und brandgefährlich. Auch rate ich ihnen von Besuchen in Südlondon ab, weil dort keine Engländer mehr wohnen und sie als Frau schnell unter einem Tschador landen. Take care!

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  57. also, lina, mila mag bier. am liebsten so ein amberfarbenes, stärkerprozentiges, belgisches. wenn mila etwas bändigt, dann ein inneres kätzchen, und kein meerschwein. das hat doch keine anständigen krallen, die man ab und an schön anmalen könnte. guetsli, zuckerguss - ich bitte dich! ausschliesslich herb-dunkle (oder weisse) schokolade kommt in mein naschkästchen (das existiert in der tat, und ist jedem männlichen zugriff entzogen). die intellektuellen referenzen, die sind stets mit bedacht gewählt - schliesslich kann frau sich unmöglich mit jedem dahergelaufenen (möchtegern-)philosophen abgeben, oder?

    orlando, mila - ganz intellekt? offensichtlich ist meine dissimulatio fast so perfekt wie ihre. wobei, wie kommt eigentlich der herr der masken dazu, anderen eine fehlende präsenz des persönlichen zu attestieren? meine abgründe pflege ich im dunklen, verborgenen; ich muss sie doch nicht der ganzen, weiten cyberwelt unterbreiten. davon abgesehen, sind derart kleine kratzer auf der seele im grunde ja auch ziemlich langweilig, ausser natürlich für die betroffene selbst. immerhin, sie haben mich nicht als nett ausgewiesen. gegen dieses wort habe ich eine intuitive abneigung, fragen sie mich nicht warum.

    ja ja, meine lieben, die anregende gesellschaft hier scheint wohl auch irgendwie auf mich abzufärben, indirekt und unverhofft. gute reise, lina.

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  58. @Orlando

    OK, du meinst also, die Privaten können's besser als "der Staat" und selbiger soll deshalb die meisten Leistungen an Private ausgegliedern.

    Weil: im Staat "Verantwortlichkeiten sind flüchtig und die wahren Verantwortlichen können nicht in die Pflicht genommen werden und haftbar gemacht für ihr Fehlverhalten. DER STAAT ist die feigste Risikoverteilung, weil alle und niemand zuständig sind, wenn der Schadensfall eintritt."
    So weit so wasweissichdenn.
    Aber wenn Du GLEICHZEITIG forderst, dass DERSELBE Staat sich auf ein hartes Controlling beschränken (soll), das alle politischen Kräfte involviert .... ?
    Naja, WER soll denn hier WAS oder WEN so hart kontrollieren? Wo "DER STAAT", wie du selbst sagst ....?? *gedankengewitter*, sozusagen!

    Ach ja, und von wegen Sicherheit: Magst du dich noch daran erinnern, als die englischen Eisenbahnen noch von den staatlichen "British Railways" betrieben wurden?

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  59. @Fufi: nein daran kann ich mich nicht erinnern. Ich sagte das bloss, weil ein geflügeltes Wort geworden ist, gegen Thatcherismus und Neoliberalismus.

    Ja, der Staat sollte sollte sich aufs Kontrollieren beschränken, in der Verfassung steht nirgends, der Staat müsse das Post-, Bahn-, Telekommunikations-, Gesundheits- oder Bankenwesen durch staatseigene Betriebe ausüben als Monopolist.
    Der Staat ist exekutiv dazu da, die Dienstleistungen in zentralen Bereichen mittels Rahmengesetzen und legislativer Initiative zu kontrollieren. Beispiel: in der Luftfahrt funktioniert es ja. Da war man klüger als viele andere, dass man sich keine Bundeszivilluftfahrtbetriebsflotte geleistet hat mit CEOs, die vom Bundesrat ernannt werden.

    Das Grounding war deshalb kein so grosses Drama, wie es zeitweilig dargestellt wurde und der Abwicklungsprozess inkl. Gründung einer neuen Airline hätte ganz ohne Staat passieren können, wenn nicht der "Nationalstolz" dazu verleitet hätte, dass man sich da beteiligt.

    Was wenn die UBS eine Staatsbank gewesen wäre? Dann hätte das Engagement mit den faulen Papieren und der vorübergehenden Krücke eben nicht innert zwei, drei Jahren zum de facto Gewinngeschäft entwickelt, sondern die Schweiz wäre Bankrott gegangen - wie Island.

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  60. @Mila sagte: "schon wieder diese kastration! ich kann es nicht nachvollziehen, ausser sie werden von den frauen in ihrem umfeld in einer ihnen unerträglichen weise beschnitten. und das nehme ich mal nicht an."

    Sie wollen und wollen nicht erkennen, was mich umtreibt. Es sind nicht konkrete Personen oder Umstände, die mich meine Gedanken hier langsam zum konzisen Geflecht zu systematische Ansatz entwickeln lassen (samt zugehöriger Literatur, die meinen Geist beflügelt), sondern meine doch jetzt auch fast ein Vierteljahrhundert währende Eigenschaft als aufgeweckter, kritischer Zeitgenosse, der in einem bescheidenen Blog versucht, die Stationen dieses Denkprozesses dokumentiert und andere daran teilhaben lässt.

    Sollten wir uns eines Tages persönlich begegnen, sie wären überrascht was für ein sanfter, gmögiger und freundlicher Kerl ich bin. Sie mögen mich - wie weiter oben - als Möchtegernphilosophen betiteln; nur zu.

    Wieso "nehmen sie mal nicht an"? Gerade im kritischen Alter von 35 habe ich einige sehr einschneidende Erfahrungen diesbezüglich gemacht und bin mir (noch verschwommen und ungerichtet) einiger Dinge klar geworden. Und dies nicht nur im Verhältnis der Geschlechter untereinander, sondern vor allem auch im Verhältnis Vater-Sohn und Mutter-Sohn, der ganze familiäre Kontext halt. Aber auch und besonders einige unschöne Einblicke in das ganz grundsätzliche Denken und Fühlen von modernen Frauen passierten in diesem Zeitraum.

    Die Verdichtung jener Eindrücke und ihre Reflexion mit einiger zeitlicher Distanz: das ist es was hier läuft.

    Und man muss keine Hellseherin sein, um zu erkennen, dass wenigstens in geistiger Hinsicht eine gewissermassen eremitisch-mönchische Weltabgewandtheit gesucht werden musste, um wie eine Katze zu neuen Sprüngen anzusetzen in der Lage zu sein. Auch dies ein oft beobachteter Zug im Prozess der Mannwerdung in unserem Alter.

    Ja, wir müssen Männer werden. Nicht "wieder", sondern erstmals. Wir haben keine direkten Vorbilder, unsere Väter waren schon Geschädigte. Wir müssen daher zurück in den dunklen Wald, weit weg von den Frauen, die Buben mitnehmen, drei Jahre lang Rehe schiessen, Feuer machen, Beeren suchen, lachen, saufen, weinen, brüllen - und den Waldsee finden, uns nackig ausziehen und hineintauchen, uns verschlingen lassen.

    Das steht uns bevor. Das ist der Prozess. Jupiter wird sich zu uns gesellen. Erst dann kehren wir geläutert in die weibliche Zivilisation zurück und können das Schwert heben, ohne jemanden zu verletzen.

    Es ist uralt und brandneu.

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  61. Ist es wirklich sinnvoll, zentrale Teile unseres Lebens ("service public") ptivatem Renditedenken auszuliefern? Schlechtes Beispiel Flughafen Zürich, wo eine effiziente Abfertigung je länger je mehr einem Spiessrutenlauf entlang Luxusshops verkommt, manuelle Prozesse durch Automaten ersetzt werden und der Passagier am Ende wohl noch selber fliegen muss? Schlechtes Beispiel öffentlicher Raum in Zürich, wo nichtrentierende Flächen verschwunden sind (oder noch schlimmer: gesponsert werden). Wo setzen wir die Grenzen?

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  62. orlando, der (möchtegern-)philosoph war nicht auf sie gemünzt, das wissen sie. was gemeint war: ich beschmutze meine finger nicht mit dauerpräsenten, gewollt-bemühten 'tabu'-brechern à la sloterdijk. der herr mag ja einiges im kopf haben, aber wenn er auf jeder medialen bühne den bären geben muss und es dabei jedoch nicht für nötig befindet, sich auf einen alltagssprachlichen diskurs einzulassen, dann geht mir das irgendwie auf den wecker.

    vorweg: haben sie m. binswangers interview mit gernot böhme im tagesanzeiger gelesen? expertenkultur war ein zentrales stichwort. herr girardet zeigte sich in den kommentaren gar nicht erfreut darüber, dass akademiker offensichtlich zu wenig beten. oder überhaupt zu so einem lebenspraktischen thema befragt werden.

    bei gelegenheit müssen sie mir mehr über ihren einblick in das fühlen und denken moderner frauen verraten. meine behauptung wäre ja, dass wir nie modern gewesen sind. ein grosses problem sehe ich für meinen teil in der fehlende präsenz der früheren vätergeneration im alltag ihrer kinder. mein mann ist ein gutes beispiel dafür: sein vater, den ich als person sehr schätze, war aufgrund eines anstrengenden, mit zahlreichen reisen verbundenen berufslebens nie zuhause. die wenigen unverplanten stunden, die ihm daneben noch blieben, hat er lieber mit seinem aufwendigen hobby verbracht mit seinen söhnen. zugleich war er aber befremdet darüber, dass sie sein kommen und gehen mit der zeit nicht mehr registrierten.

    erschwerend kommt hinzu, dass mein mann im gegensatz zu seinem vater und bruder kein praktisch veranlagter mensch mit sinn fürs ökonomische ist. als kind muss er ziemlich verträumt gewesen sein, was seinen vater wohl befürchten liess, dass nichts rechtes aus ihm werden würde. im teenager-alter kam es zu einem bösen streitgespräch, über dessen inhalt sich mein mann bis heute ausschweigt, was ich respektiere. heute ist er ein kreativer im kaderbereich, sein vater scheint am ende doch ziemlich stolz auf ihn zu sein. und verbringt mit engelsgleicher geduld stunden um stunden mit seinen enkelkindern, bilderbüchlein vorlesend. ob dieser anblick meinen mann bisweilen schmerzt?

    mein eigener vater war ein toller vater, zumindest in meinen ersten lebensjahren. ich erinnere mich an mit sitz- und fussballspiel verbrachte sommerabende. danach lief seine karriere in vollen zügen an, und der gemeinsamen sommerabende waren plötzlich keine mehr. aber wissen sie was, vielleicht hatte diese absenz in beiden fällen im nachhinein betrachtet etwas gutes: sowohl mein mann als auch ich wissen, was für ein (familien-)leben wir nicht führen wollen. überhaupt, welche dinge und werte für uns eine bedeutung haben und welche nicht. wenn nötig, (er-)finden wir sie eben neu.

    lina hat es schön gesagt: frauen bewundern männer. das tun wir in der tat. es stellt sich aber die frage, aus welcher position heraus wir es tun: aus derjenigen des hilflosen weibchens (ich meine das jetzt nicht so despektierlich, wie es klingt), oder aus jener einer fähigen partnerin. stärke und härte sind nicht dasselbe, jedenfalls nicht in meinen augen.

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  63. @jimmy muff: das problem ist, dass privates renditedenken und nachhaltigkeit sich meist ausschliessen. deswegen ist gesellschaftliches eingreifen nötig. ob es hierbei immer auf ein staatliches eingreifen hinauslaufen muss, ist eine andere frage. eine starke zivilgesellschaft kann ihre probleme auch auf andere weise lösen.

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  64. @Orlando

    Habe nur DICH zitiert, bei meiner Frage, ob denn der von dir gleichzeitig so geschmähte "STAAT" eine effeiktive Kontrollfunktion über z.B. AKW's wahrnehmen kann - siehe JApan und denk an die vielen AKW-Lobbyisten und Verwaltungsräte, die im NR/SR höcklen?

    @Jimmy

    Genau DARUM geht's ja, um den "SERVICE PUBLIC", heisst "staatliche Leistungen zugunsten der Allgemeinheit". Ich meine dazu könnte doch auch die Stromversorgung gehören? So wie's auch beim Trink - bzw. Abwassser der Fall ist. Oder der "Sicherheit"?
    Aber offenbar lassen sich derart viele Kälber noch so gerne dazu verleiten, wegen eines bisschens weniger Steuern einen um so teureren Schlächter zu wählen! :-(

    Ja, ich seh den Orlando schon vor mir, wie er sich jetzt vor Bauchschmerzen krümmt.
    Aber KEINE Angst, er hat bloss 1 Glas Leitungswasser von einem privaten Anbieter getrunken .. er wird sich bald erholen!
    ;-)

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  65. @fufi: Das war nun ein ungewollt übler Scherz von Ihnen. Orlando liegt nämlich tatsächlich flach heute - Grippe. Wir wünschen ihm gute Besserung.

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  66. Da will ich dem Orlando doch auch herzlich ganz gute Besserung wünschen!

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  67. ach, einen alten Recken wie mich haut nichts so schnell um. Nur schade, dass man solche Gebresten immer an den Tagen hat, wo man sowieso frei hat.

    Heut war kein Tag für die Bar, dafür dümpelte man in Mamablog zum Thema (ja was war eigentlich das Thema?) vor sich hin.

    Und jetzt ist man natürlich kein bisschen müde, nach einem Tag zuhause am Faulenzen. Hmm, doch noch ein Glas Jim Beam Black Label? Hilft beim Desinfizieren....

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  68. orlando, wissen sie, eigentlich warte ich längst schon auf das versprochene pasta-rezept. so eine verlockung können sie doch nicht aussprechen, ohne darauf taten folgen zu lassen. aber ich werde gnädig sein und mich gedulden, bis sie wieder gesundet sind. wobei, das könnte eine ganze weile dauern (ich spreche da, wie sie wissen, aus leidvoller erfahrung)...

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  69. Krass! Ich spiele jede Woche Lotto. Dabei sind meine Chancen, bei einem GAU dabei zu sein deutlich grösser, als die, den 6er zu machen?! Und das gratis, bis es ans Bezahlen der Schäden geht, die ja nur zu einem kleinen Teil durch die Versicherung gedeckt sind. Kann ich mir das leisten?

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  70. @Lehrzeit

    Sicher kannst du dir das leisten!
    Bist ja NICHT der Einzige der bezahlen muss .. !
    Im schlimmsten Fall zahlt nämlich die ganze Menschheit!
    Allerdings: im Lotto kannst du mit VIEL weniger Einsatz VIEL mehr gewinnen. Und da gewinnst NUR DU! Denke!

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  71. Die japanische Regierung empfahl Bewohnern, die sich in einer Entfernung von 20 bis 30 Kilometern um das beschädigte Atomkraftwerk Fukushima I aufhalten, sich freiwillig in weiter entfernte Regionen zu begeben.

    Diese Empfehlung erfolge nicht aus Sicherheitsgründen, sagte ein Sprecher.

    TA online, 25.3.11, ca. 9:52

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  72. @radapunk

    Da erhält man mal Lob und dann wars nur ein Roboter. Danke trotzdem, und liebe grüsse an den Cousin!

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