Cocktails, gebrannte Wasser, Zigarrendunst -- die Gespräche an Orlandos Bar drehen sich um Medienkritik, Kultur, Philosophie, um Gesellschaftspolitik, Religion, Familie und Erziehung, um Mann und Frau -- und ums Kochen. Gejammer, Gelächter, Angeberei sowie gepflegte Beschimpfungen sind an der Tagesordnung.



Donnerstag, 22. Juli 2010

Orlando's Iced "Vichissoise"

Statt aufgewärmter Suppen, wie im Mütter-Weblog, gibts bei Orlando eines der leckersten Sommerrezepte, die man sich denken kann. Man sollte bekanntlich die Dinge nicht so heiss essen, wie sie gekocht werden. Daher hier ein grossartiges Rezept aus dem Lyonnais für eine kalte Sommersuppe, leicht und doch nahrhaft, für Leute, die nicht immer nur katalanische Gazpacho schlürfen wollen - herzhaft und doch geschmeidig und elegant!


Für (mind.) 4 Portionen nehme man:

800 g mehligkochende Kartoffeln
3-4 grosse Stangen Lauch (nur das weisse)
2-3 Liter Hühnerbrühe*
1 Bund glatte Petersilie
3-4 dl Saucen- oder Kaffeerahm
(beachte: Vollrahm ist zu fett; und ja nichts Saures, also kein Quark oder Crème fraiche aus der Migros!)
Olivenöl
2 Zitronen

Kartoffeln schälen und klein würfeln. Gut abwaschen (es sollte möglichst wenig Stärke mitgehen). Vom Lauch nur das Weisse nehmen und fein schneiden. Lauch kurz in etwas Butter in einem grossen Topf anziehen lassen, Kartoffeln dazugeben – bitte keine Zwiebeln zugeben (obwohl viele Rezepte dies vorsehen). Kalte Hühnerbrühe dazugiessen, bis Gemüse bedeckt ist. Unter dem Deckel leise köcheln lassen, ca. 20 Minuten. Zwischendurch Brühe nachschütten, falls nötig (Gemüse sollte immer knapp bedeckt sein). Gut abschmecken.
Suppe etwas erkalten lassen und anschliessend im Mixer stark pürieren. Wichtig: es sollte nicht zuviel Flüssigkeit haben, Die Suppe sollte sämig sein aber flüssiger als ein Porridge. Notfalls Brühe dazugeben.
Zur Suppe den Rahm geben und sanft unterrühren. Wenn noch Flüssigkeit benötigt wird, etwas Milch dazugeben.

Die Suppe kaltstellen. Sie sollte wirklich sehr kalt auf den Tisch kommen. In Tellern anrichten und von Hand Zitronensaft darüberträufeln. Das gleiche mit bestem Olivenöl tun und zum Garnieren kleingehackte Petersilie und Schnittlauch zugeben.

Mit gutem Weissbrot oder Toast und Butter servieren. Begleitet mit Charcuterie (geräuchte Wurst!) und Antipasti, kann die Vichissoise die Hauptrolle in einem einfachen Sommerznacht spielen. Im Winter isst man die genau gleiche Suppe natürlich heiss.

Dazu passt ein gehaltvoller Weisswein. Nichts allzu Sonnenverwöhntes mit üppiger Frucht aber einen Chablis oder einen guten Fendant, warum auch nicht wieder einmal ein Gewürztraminer!

Tipp: Ich servierte sie zur grossen Freude meiner Gäste einmal als Teil eines Kalte-Suppentrios als ersten Gang eines Gourmet-BBQs (mit Gazpacho und kalter Gurken-Dill-Suppe) – mit je einer Zugabe in den kleinen Suppenschüsselchen: einen grossen, in Campari marinierten Shrimp zur Gazpacho, Räucherfisch zur Gurkensuppe und zwei Scheiben grillierter Saucisson Vaudoise zur Vichissoise. Lecker!

11 Kommentare:

  1. Hobbyköche mit Herzblut machen die Hühnerbrühe übrigens selber (am Vortag): Reste eines gebratenen Poulets aufbewahren, Knochen und die Karkasse zerhacken und in einem beschichteten hohen Topf scharf anbraten. Mit 3 Litern kaltem Wasser ablöschen und stark zum Kochen bringen (ca. 30 Min.). Die Knochen auskochen und dann rausnehmen. Pouletfleischreste, vor allem auch etwas Haut, kleinschneiden ins Wasser geben und sanft köcheln lassen. Ein Bouquet Garni dazugeben (Petersilie, Lorbeerblatt, ein Zweig Thymian) und evtl. eine halbe Zwiebel mit einer Gewürznelke und auch etwas Suppensellerie). Ungefähr 20 Minuten sanft köcheln lassen. Zwei, drei Hühnerbouillonwürfel hineingeben und nachsalzen. Laufend den Schaum absieben. Gegen Schluss einige Petersilienstängel hacken und zugeben. Die Brühe abkalten lassen und durch ein Sieb giessen. Wenn sie zu trüb ist, wieder aufkochen, 2 Eiweisse zum Klären hineingeben und noch mal absieben.

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  2. @Orlando
    Am Schluss kaufe ich mir doch noch einen Pürierstab oder einen Mixer zu meiner Kenwood.

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  3. das ist Zufall, dass der Pürierstab in beiden bisher veröffenlichten Rezepten vorkommt. Ich habe gute Zähne und der Stab liegt sonst bei mir monatelang im Schrank, ich brauche ihn nur für diese beiden Rezepte...;-)

    Wie gehts bei der Millionenjagd?

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  4. Vielen Dank für das Rezept, mir gehen so langsam die Ideen aus, was ich noch nahrhaftes und trotzdem kaltes auf den Tisch zaubern soll, ich werde das grad mal ausprobieren am Wochenende, wenn ich richtig Zeit zum kochen habe.

    Orlando
    Sie sind bei weitem nicht der einzige, der keine Ferien hat und Ihr Schicksal ist nicht halb so schlimm wie meines, die ich doch jeden Tag um 6 Uhr aufstehen muss um zur Arbeit zu gehen, während meine Pappenheimer von Mitte Juni bis Ende August Ferien haben. DAS ist hart zu ertragen!

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  5. @Laura
    zum Glück haben wir diese Bar wo wir uns gegenseitig ins Gilet jammern können!
    Nein, um 6 Uhr muss ich nicht auf, da sind Sie im Nachteil :-)

    Also, die Suppe ist wirklich gut, aber versprechen Sie mir, nehmen sie nicht einfach nur Hühnerbouillonwürfel, tun sie wenigstens etwas richtiges Pouletfleisch hinein (aber ja nicht etwa die Hälse, die man im Migi kaufen kann - viel zu fettig) und etwas Zwiebel und Sellerie und Loorbeerblätter und ein Nägeli.

    Je besser die Brühe, desto besser die Suppe!

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  6. Orlando
    Sie werden wohl auch keine Teenager haben, die am Mittag, wenn ich schon müde vom vormittäglichen Stress im Büro nach Hause komme, immer noch in den Federn stecken und dann mit einer Selbstverständlichkeit fragen, was ich den zu kochen gedenke, weil man ja Hunger hat, aber bitte nur etwas Leichtes so früh am Morgen!
    Das Leben ist so war von ungerecht.

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  7. @Laura
    ich gebe mich geschlagen. Aber wir waren ja auch mal Teenager die einige Sommer lang nichtsnützig herumhingen, so rächt sich das...

    Zwar führe auch ich ein tristes Leben im Moment (ich arbeite seit Ende Juni ganz einsam zuhause an einem wichtigen beruflichen Projekt noch die nächsten 2 Wochen) keine Teenager, also eigentlich gar niemand, manchmal, wenn ich am Abend einkaufen gehe oder auf ein Bier mit einem Freund, fällt mir auf, dass ich mit niemandem gesprochen habe den ganzen Tag, selten mit jemand am Telefon.
    Ab Mitte August bin ich wieder stinknormal im Büro, hach was ich mich freue!

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  8. @Laura

    mich hat die Lust gepackt und ich habe die Suppe gestern zum Znacht gemacht. Ist zwar schon ein Aufwand aber er lohnt sich. Wichtig ist gut würzen (also noch nachsalzen, wenn die Bouillon zugegeben ist) und sie muss einfach wirklich sehr kalt auf den Tisch und auch sehr wichtig ist der Zitronensaft und etwas Limonenöl darübergeträufelt zum Schluss. Sehr lecker, fürwahr!
    Tipp: den Rahm erst vor dem Servieren zugeben, dann hält sich die Suppe selber auch ein paar Tage gut verschlossen im Kühlschrank.

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  9. Hühnerbrühe??????????????????????????????????

    Ich esse (und trinke^) doch kein Fleisch, also nix da mit feiner Suppe, heul, schluchz, flenn.

    (geht das auch mit Gemüseboullion?)

    @ max

    bekomme ich von Ihnen jetzt wieder aufs Dach?

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  10. @Eni

    Gemüsebouillon kann man ohne Pürierstab kochen. Also brauche ich doch keinen Mixaufsatz für meine Kenwood.

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  11. @ max

    Was für ein Glück für Sie :-)

    Werde die Suppe tatsächlich mal kochen, aber dann in der heissen Variante essen.

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